Eva Hody arbeitet im Bundesdenkmalamt und ist Landeskonservatorin für Salzburg. Ihre Wohnung auf der Festung Hohensalzburg hat viele Vorteile, birgt aber auch ein paar winterliche Gefahren.

"Nach Hause zu fahren ist in meinem Fall etwas wirklich Lustiges. Ich habe eine Dauerfahrkarte für die Festungsbahn, und ich muss die Fahrerin bitten, in der Mittelstation, wo ich wohne, stehen zu bleiben, denn das ist keine reguläre Haltestelle. Meistens stehe ich mit hunderten Touristen in der Schlange. Natürlich ist die Situation derzeit eine andere. Manchmal passiert es, dass ich allein im Wagon stehe. Das habe ich, seit ich hier wohne, noch nie erlebt.

Eva Hody in ihrem Zuhause, in dem einst die Feuerwehrmänner der Festung lebten.
Foto: Anna Aicher

Mein Wohnort ist nichts anderes als der erste Sperrbogen der Festung Hohensalzburg. Das Bauwerk wurde 1642 errichtet, und soviel wir wissen, hat es 50 Jahre später bereits ein Dach und einen Kamin erhalten. Seit dieser Zeit war das Haus immer bewohnt. Meistens wohnten hier die Festungsfeuerwehrmänner, denn die Festung hatte die längste Zeit keine Druckleitung, und so musste das Wasser für den täglichen Gebrauch sowie für etwaige Brände hinauf getragen werden.

Zuletzt hat hier eine Dame bis ins ganz hohe Alter gelebt. Sie soll hier mit ihren sieben Geschwistern aufgewachsen sein! Vor ihrem Hauseingang – es gibt sehr schöne Fotos, die das belegen – hatte sie einen kleinen Kiosk, an dem sie Postkarten und Getränke verkauft hat. Sollte ich eines Tages in wirtschaftliche Not geraten, weiß ich ja, was zu tun ist. Ich würde gegen ein kleines Entgelt Zitronenwasser und schöne Ansichtskarten anbieten.

"Wie jeder schöne Blick in meinem Leben macht mich der Ausblick ruhig und nachdenklich", sagt Eva Hody.
Foto: Anna Aicher

Ich selbst habe mich mit dem Haus angefreundet, als ich es für eine denkmalpflegerische Begutachtung studieren musste. Das Objekt liegt im Eigentum des Landes Salzburg, und damals suchte man gerade nach einem Nachfolgemieter. Also habe ich mir einen Ruck gegeben und mich als Mieterin beworben. Bis heute freue ich mich, dass ich den Zuschlag bekommen habe. Es ist eine privilegierte Lage, aber natürlich gibt es keinen Keller, keinen Parkplatz, und für den Umzug braucht man einen Geländewagen mit Vierradantrieb – in unserem Fall sogar Schneeketten, denn am Tag der Übersiedelung war Salzburg zugeschneit.

Der Ausblick von hier oben ist ein Panorama auf eine wirklich wunderschön gebaute Stadt, in der es kaum Hässliches gibt. Es gibt viele Schätze zu entdecken. Mein Lieblingsblick ist jener auf den Kirchturm der Stiftskirche St. Peter. Wie jeder schöne Blick in meinem Leben – dazu fallen mir auch Ornamente und handwerklich gefertigte Muster ein – macht mich der Ausblick ruhig und nachdenklich. Hinter schönen Blicken und in schönen Objekten verbirgt sich ein ganzer Kosmos!

An schönen Sommertagen spazieren Touristinnen und Touristen aus aller Welt unter Hodys Schlafzimmer hindurch.
Fotos: Anna Aicher

Die dicken Steinmauern zentrieren mich in gewisser Weise, man ist von der Außenwelt akustisch abgeschottet – und das, obwohl an schönen Sommertagen tausende Touristen und Touristinnen unter meinem Schlafzimmer hindurchspazieren. Andererseits kann ich den Leuten, wenn die Fenster offen stehen, beim Plaudern zuhören. Diesen polyglotten Grundgeräuschpegel von Menschen aus China, Japan, Indien, Israel, Brasilien und Saudi-Arabien empfinde ich als durchaus angenehm, denn es sind Menschen, die Muße mitbringen und glücklich sind. Alle anderen, die keine Zeit haben, fahren eh mit der Bahn hinauf und hinunter.

Für den Umzug brauchte es einen Geländewagen mit Vierradantrieb und Schneeketten.
Foto: Anna Aicher

Das Leben ist echt schön hier. Manchmal kann man den Falken beim Fliegenlernen zuschauen. Die kleinen Vögel stürzen in den ersten Tagen oft ab, und dann merkt man erst, wie hart die Natur sein kann. Aber auch die Menschen hier oben leben auf gefährlichem Boden. Im ersten Winter hat’s mir beim Glatteis die Füße weggezogen, und ich bin bergab gerutscht. Das braucht man kein zweites Mal. Seitdem schnalle ich mir im Winter, wenn ich nach Hause gehe, Spikes an die Schuhe. Und ja: Ich träume von einem Schlitten, damit ich im Winter schneller in die Arbeit komme." (9.11.2020)