Was also tun um aus dieser Doppelfalle wieder herauszukommen?

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Unser Leben ist nicht mehr, wie es einmal war. Doch dieses Ehemals ist nur ein Dreivierteljahr her. In nur acht Monaten hat sich Österreich von einer – für die meisten – Arbeits-, Konsum- und Vergnügungsgesellschaft in einen Risikoraum gewandelt, in dem das Wirtschafts- und Sozialleben nur mit hohen finanziellen und psychischen Kosten aufrechterhalten werden können.

Erst kam das Coronavirus, das in allen Lebensbereichen Probleme bereitet, denn es verunmöglicht das Ausleben eines grundmenschlichen Zugs: das Bedürfnis nach sorgenfreier Nähe zum anderen. Doch dem nicht genug. Seit Montag ist diese soziale Verkrüppelung durch eine weitere Gefahr ergänzt, die in dieser Drastik bisher nicht Teil des heimischen Erlebnishorizonts war.

Der Terroranschlag eines jungen Mannes aus Österreich mitten in der Wiener City hat brutale Realitäten auf die ehemalige Insel der Seligen geholt, die bisher den vom islamistischen Terror geplagten Belgiern, Franzosen, Deutschen vorbehalten waren.

Das führt zu einer Doppelbelastung, aus der es kein Entkommen gibt, denn die üblichen Mittel der Furcht- und Aufregungsabfuhr existieren bis auf weiteres nicht. Das Face-to-Face-Gespräch, die beruhigende Umarmung, das aufmunternde Schulterklopfen sind zum "Fehlverhalten" geworden, bemerkt die Schriftstellerin Stefanie Sargnagel zu Recht.

Das ist eine Zumutung, aber es ist derzeit nicht zu ändern. Was also tun? Erstens sich keine Illusionen zur Lage machen – zweitens versuchen, den Alltag mit möglichst kreativen Mitteln zu bewältigen. Und, drittens, zuversichtlich bleiben, dass es gelingen kann, Stück für Stück aus dieser tiefen Falle herauszukommen. Die wahrscheinliche Ablöse Donald Trumps als US-Präsident ist hier womöglich ein erster Schritt. (Irene Brickner, 6.11.2020)