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Zuerst der eiskalte Blick am Rande des Klimagipfels 2019, jetzt eiskalt abserviert: Greta Thunberg hat ein Händchen für gutes Timing und Symbolpolitik – und wenig Verständnis für Donald Trump.

Foto: Andrew Hofstetter / REUTERS

"Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird": Dieses Sprichwort scheint Greta Thunberg verinnerlicht zu haben. Angesichts immer schlechter werdender Aussichten Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl erlaubt sie sich eine wohlgetimte Retourkutsche gegen den Noch-Amtsinhaber.

Ruhig Blut

"Chill Donald, Chill!", tweetet die Klimaaktivistin am Donnerstagabend als Reaktion auf die zunehmend aggressiver werdenden Mitteilungen Trumps auf der Microblogging-Plattform. Und weiter: "So lächerlich. Donald muss an seinem Aggressionsproblem arbeiten und sich dann gemeinsam mit einem Freund einen guten altmodischen Film anschauen."

Wer es nicht mehr in Erinnerung hat: Thunbergs Tweet ist bis auf den ausgetauschten Namen eine exakt Kopie dessen, was ihr Trump im Dezember 2019 entgegengeworfen hat. Auslöser des damaligen Angriffs war, dass die damals 16-jährige vom US-Magazin "Time" zur Person des Jahres gewählt wurde – eine Ehre, die Trump nach eigener Auffassung natürlich selbst zugestanden wäre. Angesichts dieses öffentlichen Mobbings stellten sich viele Prominente öffentlich hinter Thunberg – darunter auch die ehemalige First Lady Michelle Obama.

Falsche Behauptungen

Thunbergs Trollerei trifft Trump zu einem Zeitpunkt, an dem er selbst für seine Verhältnisse zunehmend außer Kontrolle wirkt. Die vergangenen Tage hat er vor allem mit dem Verfassen von durchgängig in Großbuchstaben gehaltenen Tweets verbracht, in denen allerlei durch nichts belegte Behauptungen über angeblichen Wahlbetrug aufgestellt werden. Dies wiederum führt dazu, dass sich seine Twitter-Timeline derzeit einigermaßen absurd liest, hat doch Twitter viele dieser Nachrichten mit einem Warnhinweis versehen.

Thunbergs Tweet scheint jedenfalls einen Nerv getroffen zu haben: Mit mehr als 1,2 Millionen Likes (Stand Freitagmorgen) ist er auch erheblich populärer als die von ihr zitierte Trump-Nachricht. In dieser hatte Trump dazu aufgerufen, die Stimmenauszählung zu beenden – eine Forderung, die Beobachter weitgehend ratlos zurücklässt. Nicht nur, weil damit der höchste politische Würdenträger der USA demokratische Institutionen zu unterwandern versucht, seine Forderung ergibt auch rein logisch keinen Sinn: Würde die Auszählung derzeit gestoppt werden, wäre nämlich der demokratische Herausforderer Joe Biden der Wahlsieger – und nicht Trump. (apo, 6.11.2020)