Das Bett im Wohnzimmer? Mit der richtigen Raumteiler-Lösung fühlt sich das nicht falsch an.

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Es ist eine Anekdote, die mir immer wieder ins Gedächtnis kommt, seit ich sie vor ein paar Jahren in einem Artikel gelesen habe: Aus Platzgründen, so berichtete dort ein Architekt, würden er und seine Frau bereits seit mehreren Jahren im Wohnzimmer schlafen. Denn die beiden Kinder brauchten je ein eigenes Zimmer, umziehen wollte die Familie aber auf keinen Fall. Und später, wenn der Nachwuchs irgendwann ausgezogen sei, würden die Eltern froh sein, in der Wohnung in der geliebten Stadt geblieben und nicht aufs Land gezogen zu sein.

Immer wieder habe ich über diese Geschichte nachgedacht und mich gefragt: Ist das einfach ein flexibler und rationaler Zugang zu knappem Wohnraum oder schon eine prekäre Wohnsituation? Und vor allem: Könnte ich das auch?

Viel zu riesige Häuser

Die Argumente dafür haben mich von jeher überzeugt. Denn was ich aus ländlichen Regionen kenne, ist Folgendes: Überdimensionierte Einfamilienhäuser werden in die Landschaft gesetzt, verbrauchen wertvollen Boden und Ressourcen. Sie sind allesamt so groß geplant, dass natürlich jedes Kind ein eigenes Zimmer bekommt, dazu gibt es Arbeits-, Hobby- und Bügelräume, um nur einige zu nennen. 20 Jahre später wohnen alte Menschen alleine oder zu zweit in viel zu riesigen Häusern, die zu erhalten sie nicht mehr in der Lage sind. Möglicherweise an Orten, an denen sie gar nicht leben wollen.

Dann doch lieber ein paar Jahre im Wohnzimmer schlafen! Der Meinung ist auch Inneneinrichterin Sabine Stiller (siehe Interview hier). Ihre Lösung: ein Kubus oder eine zweite Ebene im Wohnbereich als Schlafnische. Und tatsächlich: Das wirkt in keiner Weise so, als stünde da ein Bett mitten im Wohnzimmer – im Gegenteil, die Nische bildet einen eigenen Raum. Ganz ehrlich: Ich bin überzeugt! (Bernadette Redl, 7.11.2020)