Eine Nachbildung des berühmten Freskos da Vincis gibt man in der Wiener Minoritenkirche.
Foto: APA / PFARRHOFER Herbert

Wien – Der erste Entwurf der Lockdown-Regeln ließ hoffen, dass nichtkommerzielle Kunsteinrichtungen offen bleiben dürfen. Doch verfassungsjuristische Einwände verhinderten das schließlich.

Gott sei Dank gibt es aber unzählige Kunsträume in Österreich, die gesetzlich offen halten dürfen: Sie sperren meist zeitig auf, sind in der Regel gratis und auch im abgelegensten Winkel zu finden: Kirchen.

Sakralbauten sind nicht nur für Gottesfürchtige, Kunsthistoriker und Architekturliebhaber von Bedeutung, sondern können auch den Kunsthunger ungläubiger Kunstfans und gieriger Jünger zeitgenössischer Werke stillen. Ein Leitfaden:

  • Touristisch: Okay, kein Geheimtipp. Aber gerade weil Kirchenbauten in jedem Reiseführer genannt werden, sollten sie gerade jetzt besucht werden. Eminenzen wie der Salzburger Dom oder der Maria-Empfängnis-Dom in Linz sind quasi ungestört zu erkunden. Orgelfans sollten in den Wiener Stephansdom pilgern – dort gibt es eine neue!
  • Handwerklich: Viele Kirchen beherbergen Werke historischer Handwerkskunst. So kann in der Wiener Augustinerkirche das von Bildhauer Antonio Canova entworfene Grabdenkmal für Erzherzogin Marie Christine, eine Tochter Maria Theresias, besichtigt werden. Oder der Kefermarkter Flügelaltar im oberösterreichischen Mühlviertel – eines der bedeutendsten Beispiele spätgotischer Schnitzkunst.
  • Kopiert: Kopien ikonischer Malerei können in Zeiten der Absenz Abhilfe schaffen. Zwei Beispiele in Wien: In der Minoritenkirche zeigt ein Mosaik da Vincis Das letzte Abendmahl Jesu Christi und das Altarbild in der Lutherischen Stadtkirche den Gekreuzigten ganz im Stile van Dycks.
  • Bekannt: Als wahre Architektur-Highlights gelten die Gotteshäuser, die bekannte Künstler selbst gestaltet haben. Heißer Tipp sind die St. Barbara Kirche von Friedensreich Hundertwasser im steirischen Bärnbach sowie die Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit von Fritz Wotruba in Wien-Mauer.
  • Modern: Liebhaber minimalistischen Designs sollten sich dem modernen Kirchenbau widmen: Reduzierte Formen und kreative Raumnutzungen gibt es beispielsweise in der Martin-Luther-Kirche in Hainburg an der Donau in Niederösterreich oder in der Wiener Donaucity-Kirche.
  • Zeitgenössisch: In der Fastenzeit offenbaren sich Kirchen oft wörtlich als Kunstraum und stellen, wie die Diözesen in Innsbruck oder Linz, bis Ostern zeitgenössische Werke aus. Mit permanenten Kunstinstallationen gilt die Pfarrkirche St. Andrä in Graz als Vorreiterin. (Katharina Rustler, 7.11.2020)