Infektionszahlen, die einen zeitnahen Notstand in Intensivstationen befürchten lassen; Fallentwicklungsprognosen für allerhöchstens ein paar Tage; dramatische Politikerappelle, Kontakte sofort auf ein Minimum zu verringern, die aber bei vielen auf Fatalismus stoßen. In der Corona-Pandemie scheint es in Österreich derzeit nur einen Gewinner zu geben: das Virus.

Schutzmaskenverkauf in der Wiener Innenstadt.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Ist die Lage außer Kontrolle geraten, das Contact-Tracing nur noch hehre Absicht? Fakt ist, dass bei den meisten Infektionen mittlerweile unbeantwortet bleibt, wo man sich den Erreger geholt hat. Das ist ein großes Problem. Denn um Infektionsketten zu unterbrechen, müsste man – wie der Virologe Christian Drosten auf Basis der erfolgreichen Corona-Prokotolle in Japan ausführt – den Ursprungscluster finden und isolieren, in dem sich wahrscheinlich auch viele andere Menschen angesteckt haben.

So aber ringt man in Österreich wie in anderen westlichen Staaten mit entwickeltem Gesundheitswesen mit einer Folge unbegrenzter Virusausbreitung: dem Schreckgespenst Triage wegen Spitalsüberlastung. Und der Eindruck verstärkt sich, dass derlei Entscheidungen über Leben und Tod trotz des Lockdowns, wenn überhaupt, nur knapp vermeidbar sein werden.

Zusammengefasst: Die Lage ist schlimm – ohne Impfungen, die Spitäler und Altenheime sehr entlasten würden, scheint es in der kalten Jahreszeit keinen Ausweg zu geben. Doch in diesem Winter wird es wohl noch keine Vakzine geben. (Irene Brickner, 6.11.2020)