Die Atempause ist wohl nur eine kurze. Entgegen anderen Beteuerungen wird das Thema Schulschließungen wohl auf der politischen Corona-Agenda bleiben. Es wäre ja, zynisch gesprochen, auch die einfachste Lösung: Lasst die Kinder zu Hause bleiben, dann müssen die Eltern wohl oder übel auch daheim sein. Der Lockdown wäre perfekt, die Infektionszahlen gehen dann hoffentlich zurück. Welche Nebenwirkungen das hat, interessiert uns später. Vielleicht.

Es gibt Kräfte in der Bundesregierung, die das offenbar für ein Bildungskonzept in Krisenzeiten halten.

Schulschließungen sind der künftigen Generation gegenüber eine Zumutung.
Foto: imago/Pacific Press Agency/Matteo Nardone

Um im Jargon gestrenger Lehrer zu bleiben, nochmals zum Mitschreiben: Schul-Lockdown schadet Kindern – vor allem jüngeren, vor allem sozial schwächeren. Und er schadet ihren Eltern – vor allem Frauen, die dann mehrheitlich Homeschooling und Betreuung übernehmen. Diese Arbeitskräfte fehlen wiederum den Unternehmen. Der volkswirtschaftliche Schaden ist groß, ebenso die sozialen und psychischen Folgen.

Statt das Bildungsministerium in einen permanenten Abwehrkampf gegen Schließungen zu verwickeln, wäre es sinnvoller, gemeinsam alle Kräfte zu mobilisieren, damit Schüler und Lehrer möglichst gut vor Infektionen geschützt werden – und einen detaillierten Plan zu entwickeln, wie jede einzelne Schule, jeder einzelne Lehrer endlich im digitalen Zeitalter ankommen kann. Solange das nicht funktioniert, sind Schulschließungen der künftigen Generation gegenüber eine Zumutung. (Petra Stuiber, 7.11.2020)