Nach dem Jus-Studium begann der heute 56-jährige Erich Zwettler seine Polizeikarriere, die ihn bis an die Spitze des Wiener Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung führte.

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Wien – "Mit den Menschen reden" war in seiner Karriere stets das Credo des Spitzenpolizisten Erich Zwettler. Als Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) Wien konnte man ihn beim Plaudern mit einem Trafikanten ebenso treffen wie nach Dienstschluss in einem gemütlichen Wirtshaus in der Wiener Innenstadt. Insofern entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass Zwettler nun das erste personelle Opfer des offensichtlichen polizeiinternen Kommunikationsdesasters rund um Attentäter K. F. geworden ist.

Dem am 7. Mai 1964 in Wien geborenen Zwettler war der Weg zum Polizisten nicht in die Wiege gelegt. Aus eher einfachen Verhältnissen stammend, ermöglichten ihm die Reformen der Kreisky-Ära ein Studium am Wiener Juridicum, das er 1986 abschloss.

Unter Franz Löschnak ins Innenministerium geholt

1987 begann er in Wien als Konzeptbeamter, also Polizeijurist, seine Exekutivkarriere. Bereits vier Jahre später wechselte er unter dem von der SPÖ gestellten Innenminister Franz Löschnak ins Innenressort, zunächst in die Staatspolizei, die Vorläuferorganisation des heutigen Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT).

Es folgten weitere Stationen im Haus in der Herrengasse, nach der Jahrtausendwende wurde er stellvertretender Projektleiter beim Aufbau des Bundeskriminalamtes. Dort leitete er die Abteilung zur Bekämpfung organisierter Kriminalität, ehe er im Zuge einer Personalrochade mit dem ehemaligen Wiener Kripochef Ernst Geiger an die Spitze des LVT Wien kam.

Federführend in "Tierschützer-Causa"

Aus seiner Zeit beim Bundeskriminalamt stammt der erste Fleck auf Zwettlers beruflicher Weste – war er doch federführend in die "Tierschützer-Causa" involviert. Zur Erinnerung: 13 Tierrechtler wurden im Prozess nach jahrelangen Ermittlungen einer Sonderkommission bezüglich Bildung einer kriminellen Vereinigung freigesprochen.

Nach Bekanntwerden der Ermittlungsfehler vor dem Terroranschlag in Wien am 2. November – offenbar wurde eine Warnung aus der Slowakei nur langsam bearbeitet und das Treffen des nur bedingt aus der Haft Entlassenen K. F. mit anderen Terrorverdächtigen observiert – wurde der 56-jährige Zwettler nun nach offiziellen Angaben auf eigenen Wunsch hin vom Posten des LVT-Chefs abgezogen. Ein Sündenbock sei er aber in diesem Fall nicht, heißt es informell aus dem Innenministerium, sondern Sünder – er habe zuletzt das Amt nicht mehr wirklich im Griff gehabt. (Michael Möseneder, 6.11.2020)