Generalthema Verschwörung zur Premiere: Jan Böhmermann startet Freitagabend im ZDF.

Foto: ZDF Mediathek Screenshot

Jan Böhmermann widmet sich in seinem ersten "ZDF Magazin Royale" Freitag um 23.10 Uhr bei der Premiere im Hauptprogramm der "wahren Verschwörung". Und die ist, Achtung Spoiler: "Es gibt gar keine Verschwörung. Es braucht keine Verschwörung. Es läuft auch so alles zugunsten weniger und für den Rest den Bach runter."

"Unternehmungslustige Islamisten, Umsturz planende Soldaten"

Das "Verschwörungs"-Thema hat Böhmermann mit dem Start eines eigenen Kanals auf der einschlägigen Telegram einbegleitet, nach seinen Worten der Plattform "für unternehmungslustige Islamisten und Bundeswehrsoldaten, die einen Umsturz planen".

Böhmermann am neuen Late-Night-Schreibtisch im ZDF.
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Reich und reicher

In der Sendung nimmt sich der Satiriker unter diesem Label Superreiche vor – etwa Amazon-Boss Jeff Bezos, der in einer Sekunde soviel einnehme wie ein Amazon-Mitarbeiter in fünf Jahren. Dessen Multimilliardenkonzern in 2017 und 2018 keine Einkommenssteuern in den USA bezahlt, aber dreistellige Steuerrückzahlungen erhalten habe. Und der wie andere Superreiche von der Corona-Krise noch profitiert habe.

Böhmermann verweist auf den Ursprung eines wesentlichen Teils des deutschen Superreichtums im NS-Regime. Wenn es eine – Verschwörer-Jargon – "geheime Elite" gäbe, dann "nicht die Juden, sondern die, die von der mörderischen Ausbeutung der Juden profitiert haben".

"Durchgeballerte bei Telegram"

Das Fazit: "Die ungleiche Verteilung von Geld und Gütern in der Welt ist eines der größten Menschheitsprobleme der Gegenwart." Es brauche keine Verschwörung, wenige Superreiche profitierten "ganz offen, für jeden ersichtlich. Und die Durchgeballerten bei Telegram sind das, was schmelzende Eisberge und heiße Dürresommer für den Klimawandel sind: Symptome und Warnzeichen eines größeren Problems. Und den Reichen kommen die Verschwörungsfreaks ganz gelegen. so interessieren sich Medien, Politik und Gesellschaft noch weniger dafür, wie sie in der Pandemie noch reicher werden."

Verschwörungs-Promi Spencer

Die Sendung unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht wesentlich von Böhmermanns bisherigem Format "Neo Magazin Royale" in ZDF Neo – Late-Night-Schreibtisch, Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld (im Home Office) etwa.

Spencer aus "Hallo Spencer" wird in der Premiere zum Michael-Wendler-Phänomen mit Aluhut im – wegen Verschwörungstheorien abgebrochenen Interview. Im "ZDF Magazin Royale" will Böhmermann ja "nicht nur über Idioten reden, sondern auch mit ihnen reden".

Spencer als Verschwörungs-Promi.
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Statements von Politikern (Alexander Gauland, der "nicht eine Minute" mit Böhmermann verbringen will) und etwa auch Trump-Anwalt Michael Cohen ("If you need a Lawyer, call me") begleiten Böhmermanns erstes "ZDF Magazin Royale" ein.

"Glück und Gesundheit" wünscht Strache

Unter ihnen auch Heinz-Christian Strache, dessen Ibiza-Video Böhmermann schon Wochen vor der Veröffentlichung zitierte, das schließlich Österreichs Regierung von ÖVP und FPÖ und die FPÖ-Karriere Straches beendete. Strache wünscht – eher im Wegschauen von der Kamera – "Glück und Gesundheit im Leben". Da müsse man politisch ja nicht übereinstimmen.

Update: 2,38 Millionen Zuschauern sahen laut dwdl.de im Schnitt Jan Böhmermanns erstes "ZDF Magazin Royal", das bedeutet 13,3 Prozent Marktanteil.Bei den 14-bis 49-Jährigen schaffte die Sendung 18,9 Prozent Marktanteil. (fid, 6.11.2020, Update: 8.11.2020)