Das Interessante Blatt vom 4. Dezember 1890

Ein Erdbeben in Spanien

Kleine Erdbeben, welche sich bloß auf einzelne Distrikte beschränken, stehen in Spanien auf der Tagesordnung. Die spanischen Blätter enthalten demzufolge fast eine ständige Erdbebenchronik, allein es wird mit solchen kleinen Erschütterungen kein besonderes Aufsehen gemacht. Nur wenn die Erschütterung der Erde größere Dimensionen annimmt, erregt dieselbe die Aufmerksamkeit weiterer Kreise.

Von einem großen aber immerhin streng lokalen Erdbeben wurde jüngst die Gegend von Sevilla heimgesucht, und wurde als Zentrum der Erschütterung eine kleine, am Bergabhange am Rande eines Abgrundes gelegene Ortschaft konstatiert. Die Einwohnerschaft befand sich zum Teil auf den Feldern, Weiber und Kinder waren im Dorfe. Da ertönten in den Bergen plötzlich furchtbare unterirdische Donnerschläge, begleitet von entsetzlichen Stößen, dass alles in panischer Furcht zu Boden fiel, und nun wurden die entsetzten Bauern Zeugen eines Schauspiels, das an grässlicher Schönheit seinesgleichen suchen kann. Kolossale Felsmassen sprangen wie trockener Lehm auseinander und verschlangen in bodenloser Tiefe Weiden mit Herden, furchtbare Felsblöcke stürzten nach und bedeckten die Gräber. Ganze Berge wankten.
"Ich sah", so erzählte ein Bauer in seiner bilderreichen Sprache von der Katastrophe, "wie die Felsen sich zueinander neigten, wie die Berggipfel einander küssten wie bei einem langersehnten Wiedersehen".

Auch in Sevilla selbst wurde der Erdstoß empfindlich verspürt und richtete starke Verheerungen an, allerdings ohne Menschenleben zu fordern. Gerüste, die bei Neubauten aufgeschlagen wurden, stürzten ein, und die noch nicht fertiggestellten Neubauten teilten teilweise dieses Schicksal. Größer noch als die Folge des Erdbebens war die Angst der Bevölkerung, und namentlich in jenen Straßen, wo ein Einstürze vorkamen, herrschte eine an Verzweiflung grenzende Aufregung.

Unser Bild zeigt eine Straßenszene, die sich kurz nach dem Erdbeben vor einem großen Neubau, der teilweise eingestürzt war, abspielte. Man besorgte, dass sich unter den Trümmern Menschen befinden werden, und diese Besorgnis verlieh der Szenerie eine entsprechende Charakteristik.

Ein Erdbeben in Spanien: Das Publikum an der Unglücksstätte.
ANNO/Österr. Nationalbibliothek

St. Pöltner Bote vom 4. Dezember 1890

Warnung.

Ich warne hiemit Jedermann, meinem Gatten Johann Schuster von Groß-Sierning etwas zu borgen, da ich keine von ihm gemachten Schulden bezahle. 
Theresia Schuster

ANNO | Österreichische Nationalbibliothek

St. Pöltner Bote vom 4. Dezember 1890

Eine Witwe

in bedrängter Lage, welche von ihren Angehörigen keine Unterstützung zu hoffen hatte, wendete sich längere Zeit im Gebete zum heiligen Josef und flehte um seine mächtige Fürbitte bei Gott. Dabei versprach sie, wenn die Angelegenheit zu ihren Gunsten ihren Ausgang nimmt, diese Zeilen der Öffentlichkeit zu übergeben. Die Bitte ist erhört worden und sie kann nur jedem zurufen: "Geht zum heiligen Josef in eueren Nöten!"

ANNO | Österr. Nationalbibliothek

(Kurt Tutschek, 4.12.2020)

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