Donald Trump steht vor den Scherben seiner Tweeterei.

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Donald Trump war so etwas wie der erste Twitter-Präsident der USA. Über sein bevorzugtes soziales Netzwerk drohte er schon mal anderen Staaten, feuerte in Ungnade gefallene Mitarbeiter und verbreitete vor allem viele Behauptungen, deren Wahrheitsgehalt zwischen nichts und null schwankte. Ein Verhalten, das bei fast jedem anderen Twitter-User längst zu einer Sperre geführt hätte. Trump hingegen genoss eine Art Spezialschutz: Die Tweets eines Staatsoberhaupts seien im öffentlichen Interesse, argumentierte Twitter. Beobachter attestierten hingen eher Eigeninteresse von Twitter, sorgte doch Trump dafür, dass sie Microblogging-Plattform ständig in den Nachrichten erwähnt wurde.

Aus und vorbei

Nun hat diese Symbiose aber ein Ablaufdatum: Mit der US-Präsidentschaft verliert Trump nämlich auch seinen speziellen Schutz auf Twitter, wie das Unternehmen gegenüber Engadget bestätigt. Exakt am 20. Jänner 2021 um 12:01, und damit parallel zur Inauguration seines Nachfolger Joe Biden, werden dem scheidenden Präsidenten seine Privilegien entzogen. Sollte er danach weiter Tweets in seinem gewohnten Stil absetzen, würde dies zunächst zu einer temporären und dann zu einer dauerhaften Sperre führen.

Diese "Public Interest"-Policy ist dabei übrigens keine Sonderregel für Trump. Sie gilt seit dem Jahr 2019 für alle politischen Würdenträger. Kaum jemand hat sie aber wohl dermaßen ausgereizt wie der scheidende US-Präsident.

Ein weiterer Verlust wird Trump hingegen weniger weh tun: Der offizielle Account des US-Präsident wandert mit der Machtübergabe ebenfalls an seinen Nachfolger. Diesen hatte Trump aber ohnehin nur für Retweets seines privaten Kontos genutzt.

Viele Warnhinweise

Das Verhältnis zwischen Trump und Twitter hatte sich in den vergangenen Monaten immer stärker angespannt. Angesichts der Angst, dass der US-Präsident versuchen könnte, mit Falschbehauptungen Einfluss auf die US-Wahlen zu nehmen und eventuell auch Unruhen auszulösen, hatte Twitter zuletzt problematische Tweets mit einem Warnhinweis versehen. Daraus ergab sich ein absurdes Bild: In den vergangenen Tagen war ein großer Teil sämtlicher Trump-Tweets mit dem Hinweis versehen, dass es sich dabei um fehlerhafte und nicht bewiesene Aussagen handelt. (apo, 8.11.2020)