Los Angeles/Washington/Dublin/Hohenems/Washington – Mit Jubel, Freudentränen, Dankbarkeit und Erleichterung haben zahlreiche Stars in den USA auf den Sieg von Joe Biden und Kamala Harris bei der US-Präsidentschaftswahl reagiert. "Glückwunsch, Joe Biden und Kamala Harris und unser geliebtes Land!", schrieb die Schauspielerin Barbra Streisand. "Ehrlichkeit und Integrität haben gewonnen."

Auch Arnold Schwarzenegger (73) reagierte nach einer gut überstandenen Herz-Operation vor wenigen Wochen erfreut. Via Twitter gratulierte der gebürtige Österreicher dem gewählten US-Präsidenten und der gewählten Vize-Präsidentin. "Ich sage dies nach jeder Wahl und ich wiederhole das, weil es einige Leute gibt, die es mehr denn je hören müssen: Ich bin für Sie, weil Ihr Erfolg der Erfolg des Landes ist." Von 2003 bis 2011 war der fünffache Vater Gouverneur von Kalifornien, danach ging er wieder vor die Kamera und engagiert sich weiter politisch, unter anderem in Sachen Umweltschutz. Traditionell ist er Republikaner, hatte sich zuletzt aber von US-Präsident Donald Trump distanziert. Im September verlinkte er auf Instagram ein Video, in dem er gemeinsam mit der früheren First Lady Michelle Obama zum Wählen aufrief. Auch wünschte er der demokratischen Vize-Kandidatin Harris viel Glück im Wahlkampf.

Musiker John Legend bedankte sich bei Biden und Harris, dass sie in so "herausfordernden Zeiten" ihrem Land dienen wollten. Schauspielerin Reese Witherspoon sprach von einem "gewaltigen Moment" in der Geschichte der USA. "Heute ist ein guter Tag", schrieb Schauspielerin Jennifer Aniston und Kollegin Sarah Jessica Parker schrieb: "Das Warten hat sich gelohnt." "Wir haben es geschafft", kommentierte die Komikerin Amy Schumer. "Weint da noch jemand wie ein Monster?". Unter anderem ihre Komiker-Kollegin Mindy Kaling schloss sich an. "Ich weine und halte meine Tochter", schrieb Kaling bei Instagram zu einem Foto von Kamala Harris. "Schau Baby, sie sieht aus wie wir." Kaling hat genau wie Harris indische Wurzeln.

Julia Louis-Dreyfus, die für ihre Rolle als US-Vizepräsidentin in "Veep" sechs Emmys gewann, gratulierte Harris. "'Madam Vice President' ist nicht mehr länger eine fiktive Figur", schrieb die Schauspielerin bei Twitter zu einem Foto von Harris. Sängerin Lizzo zeigte sich nach der Verkündung des Wahlsiegs von Biden und Harris bei Instagram mit Freudentränen in den Augen – aber auch mahnend. "Lasst uns mit der Arbeit beginnen, Amerika. Es ist Zeit, die verantwortlichen Menschen zur Rechenschaft zu ziehen. Es ist Zeit, dass sie zuhören. Und es ist Zeit für wirkliche Veränderungen in unserer Politik und unserem Handeln."

In einer emotionalen Twitter-Botschaft gab Popstar Lady Gaga ihrer Freude über Bidens Wahlsieg Ausdruck: "Joe Biden, Kamala Harris und das amerikanische Volk: Ihr habt der Welt soeben einen der größten Akte der Güte und des Mutes geschenkt, den die Menschheit je gesehen hat. Nichts als Liebe für unseren neuen Oberbefehlshaber und die erste Vizepräsidentin, die ins Weiße Haus gewählt wurde." Die Musikerin hatte den demokratischen Kandidaten im Wahlkampf unterstützt – unter anderem mit einem gemeinsamen Auftritt im umkämpften Bundesstaat Pennsylvania.

Basketball-Star LeBron James dankte auf Twitter den Menschen in der Metropole Philadelphia, die den Wahlausgang zugunsten Bidens im Bundesstaat Pennsylvania entschieden hatte. "An alle Freunde, Feinde und anderen: DANKE DANKE DANKE!", schrieb James. "Lasst uns feiern!" "Danke BIPOC", schrieb die Schauspielerin Alyssa Milano bei Twitter unter Verweis auf schwarze, indigene und andere nicht-weiße Wähler, die Biden in großer Zahl ihre Stimme gegeben hatten. "Danke, dass ihr uns gerettet habt. Wieder einmal."

Eine ganze Salve an Tweets feuerte die Pop-Legende Cher ab, nachdem mehrere US-Sender Biden zum gewählten Präsidenten erklärt hatten. "Oh mein Gott, er hat es geschafft, sie hat es geschafft, sie haben es geschafft", schrieb Cher. "Dies ist ein Wirklichkeit gewordener Traum", twitterte sie später. "Amerika ist wieder ein Teil der Welt."

In ihrer Glückwunsch-Botschaft an Biden und seine Vizekandidatin Kamala Harris verpasste Sängerin Alicia Keys dem unterlegenen Amtsinhaber Donald Trump einen Seitenhieb: "Wir werden den Hass nicht gewinnen lassen! Wenn wir zusammenstehen, gewinnen wir!", schrieb sie bei Twitter – und blickte bereits in die Zukunft: "Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt!" Trocken kommentierte der britische Schauspieler und "Borat"-Macher Sacha Baron Cohen die Wahlentscheidung der US-Bevölkerung: "Die Kandidaten haben einen Wahlkampf geführt. Die Bevölkerung hat gesprochen. Das Votum ist klar. Präsident Biden wird am 20. Jänner ins Amt eingeführt. Die Demokratie funktioniert."

Heimische Reaktionen

"Nach vier Jahren der permanenten Aufregung und des permanenten Zuspitzens wird es dem Land guttun, von jemand regiert zu werden, der eine ruhige Hand hat. Joe Biden hat zumindest den Ruf, auch mit den Republikanern gut zu können. Und das US-System der Checks and Balances mit den drei Säulen Präsident, Senat und Repräsentantenhaus funktioniert nur, wenn immer wieder ein gemeinsamer Weg gefunden wird", kommentierte der Dirigent Franz Welser-Möst gegenüber der APA. Der Oberösterreicher ist seit 2002 Chefdirigent des renommierten Cleveland Orchestra im Bundesstaat Ohio. Kollege Manfred Honeck ist seit zwölf Jahren Chefdirigent des renommierten Pittsburgh Symphony Orchestra und meint: "Dass es so knapp geworden ist, hat mich nicht überrascht. Trump hat durch sein unkonventionelles Verhalten viele Menschen irritiert. Aber vor Corona ist die Wirtschaft unter ihm floriert, und er hat sich stark für die Religiösen eingesetzt. 'Er mag vielleicht ein widerlicher Kerl sein, aber was er macht, ist gut', scheint mir überdies eine allgemeine Haltung vieler Republikaner zu sein. Die Wähler in den USA schauen gar nicht so sehr auf die konkrete Person, sondern darauf, was diese konkret tut. Das ist beim Dirigentenberuf hier ganz ähnlich."

"Joe Biden scheint charakterlich das Gegenteil seines Vorgängers zu sein. Einer, der einstecken kann, wird im Boxsport 'ein Mann mit Herz' genannt. Das Gute ist zäh. Bidens bisherige Karriere zeigt, dass er Kompromisse aushandeln und Kompromisse ertragen kann", kommentierte der österreichische Autor Michael Köhlmeier (71) in einem kurzen Statement die Wahl Joe Bidens zum nächsten US-Präsidenten. "Das Beste seines Vorgängers, nämlich dass er keinen Krieg begonnen hat, wird er hoffentlich fortsetzen. Mein ewiger Wunsch an jede Politik: Sie möge nicht in Versuchung geraten, mit möglichst viel Un-Langweiligkeit Stimmen zu gewinnen", so der Schriftsteller, der seine große Affinität zur amerikanischen Kultur u.a. in seinen Roman "Abendland" (2007) einfließen ließ. "Ich freue mich über den Sieg von Joe Biden."

Gegenstimme von Helnwein

Eine Gegenstimme im Chor der Kommentatoren kommt von Gottfried Helnwein. Der in Wien geborene bildende Künstler (72) lebt jeweils mindestens ein halbes Jahr in den USA. "Die Welt hat ein falsches Bild bekommen. Der Wahlkampf wurde als Auseinandersetzung zwischen einem guten, alten, weißhaarigen Mann und der Verkörperung des Bösen dargestellt. In Wahrheit ist es um etwas ganz anderes gegangen: Der Military Industrial Complex hat durch Bidens Wahl seinen Einfluss zurückerobert. Ich stehe auf keiner Seite, ich versuche nur einen objektiven, klaren Blick zu haben und mir meine eigene Meinung zu bilden – auch, wenn das sehr einsam macht. Aber wie sagt Mark Twain: 'Wann immer du dich an der Seite der Mehrheit befindest, ist es Zeit, eine Pause einzulegen und zu reflektieren'", betont der Künstler, der sich in seinem Werk intensiv mit der von den USA geprägten Popkultur auseinandergesetzt hat und ein Atelier in Los Angeles besitzt: "Trump war ein Außenseiter, ein Störenfried. Objektiverweise muss man feststellen, dass er der erste US-Präsident seit langem war, der keinen neuen Krieg begonnen hat. Friedensnobelpreisträger Barack Obama hat eigentlich nur die Politik von George W. Bush konsequent fortgeführt, ein Drohnenprogramm gestartet, das tausende zivile Opfer gekostet hat, und Libyen hat er in die Steinzeit zurückgebombt."

Und weiter: "Biden ist eine Mogelpackung. Er wird immer als der Gütige und Nette dargestellt, doch er hat in seinen 40 Jahren als Politiker jeden Krieg der USA uneingeschränkt unterstützt. Man kann also davon ausgehen, dass der Military Industrial Complex dort fortsetzen wird, wo Bush und Obama aufgehört haben, und Syrien, Iran und schließlich Russland stehen ganz oben auf der Liste der Targets. Dazu kommt, dass Biden unter fortgeschrittener Demenz leidet. Teile seiner Reden, in denen er völlig verwirrt dahinstammelt, werden von der Mainstream-Presse ignoriert und aus dem Internet entfernt. Ronald Reagan hat am Ende seiner Amtszeit bereits eindeutig unter Demenz gelitten, aber Biden befindet sich in diesem Zustand bevor er sein Amt überhaupt angetreten hat", so der Künstler. "Nach dieser Wahl wird das Land so gespalten sein wie noch nie". Und die verheerenden sozialen Missstände in den USA würden so oder so nicht beseitigt werden, glaubt er: "Es ist nicht anzunehmen, dass sich daran etwas ändern wird. Es ist seit langem das System eines unfassbaren Raubkapitalismus. Daran hat Trump nichts geändert, und daran wird auch Biden nichts ändern." (APA, 8.11.2020)