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Roglic holte den Gesamtsieg, weil er Carapaz' Attacke auf der Etappe am Samstag parierte. Hugh Carty wurde Dritter.

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Madrid – Primoz Roglic hat die bösen Geister vertrieben. Exakt 50 Tage nachdem er den Gesamtsieg bei der Tour de France noch aus der Hand gegeben hatte, durfte sich der Slowene am Sonntag in Madrid zum zweiten Mal in Folge als Gewinner der Vuelta a Espana feiern lassen. Der Ex-Skispringer triumphierte 24 Sekunden vor Richard Carapaz aus Ecuador. Der Oberösterreicher Felix Großschartner sorgte als Gesamtneunter für das zweitbeste österreichische Ergebnis der Nachkriegszeit.

Für Roglic war sein zweiter Triumph bei einer großen Landesrundfahrt eine besondere Genugtuung. Im September hatte er den greifbar nahen Tour-Sieg noch seinem jungen Landsmann Tadej Pogacar überlassen müssen. Der 31-Jährige antwortete mit vier Etappensiegen und drei zweiten Tagesrängen bei der Vuelta – auch wenn es auf der letzten Bergetappe am Samstag im Gesamtklassement beinahe noch einmal eng geworden wäre.

La Vuelta

Trostpreis

Roglic beschloss die Saison mit zwölf Siegen, darunter unter anderem beim Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich, auch die Weltrangliste führt er an. "Es sind noch immer Rennen, die ich noch nicht gewonnen habe, einige weitere Herausforderungen, die noch auf mich warten", erklärte der Mann aus Trbovlje in Zentralslowenien. Gemeint ist damit vor allem die Tour de France. Seinen Vertrag bei Jumbo-Visma hat Roglic, erst seit 2016 Auslandsprofi, bereits bis 2023 verlängert.

Hinter dem früheren Giro-Sieger Carapaz landete der Brite Hugh Carthy mit 1:15 Minuten Rückstand auf dem dritten Gesamtrang. Großschartner fehlten am Ende 8:15 Minuten auf Roglic. Der Marchtrenker hatte am Samstag in der Gesamtwertung zwar noch zwei Plätze eingebüßt, fuhr aber erst als siebenter Österreicher bei zumindest einer der drei großen Landesrundfahrten in die Top Ten. Bei der Vuelta war dies bisher nur Max Bulla, der bei der Erstaustragung 1935 Fünfter wurde, und Georg Totschnig 1996 mit Rang sechs gelungen.

Hilfe zum Etappensieg

Schon beim Giro d'Italia hatten Patrick Konrad als Achter und Hermann Pernsteiner als Zehnter überzeugt. Großschartner schrammte in Spanien zudem nur knapp an einem Etappensieg vorbei. Auf der fünften Etappe musste sich der 26-Jährige nur Roglic geschlagen geben. Bei der Tour de France war Großschartner noch als Edelhelfer eingesetzt worden, bei der Vuelta fungierte er als Kapitän des deutschen Rennstalls Bora.

Dieser durfte am Schlusstag noch einmal jubeln. Der Deutsche Pascal Ackermann gewann die 18. und letzte Etappe über 139,6 km nach Madrid im Massensprint um Reifenbreite vor dem Iren Sam Bennett. Auch Großschartner hatte sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und auf der Schlussrunde in der Sprint-Vorbereitung geholfen. Lohn war der zweite Etappensieg des Wahl-Vorarlbergers Ackermann bei dieser Spanien-Rundfahrt.

Durchgezogen

Mit dem Ende der Vuelta ging auch die wegen des Coronavirus auf drei intensive Monate verkürzte Straßenrad-Saison zu Ende. Trotz der hohen Infektionszahlen wurde der Großteil der Bewerbe durchgezogen. Von den ganz großen Rennen fiel nur der Klassiker Paris-Roubaix der Pandemie zum Opfer. Roglic schätzte sich glücklich. "Bei dem Zustand, in der die Welt ist, können wir froh sein, dass wir Rennen fahren dürfen", sagte der alte und neue Vuelta-Sieger. (APA, 8.11.2020)