Eigentlich wollte ich nach dem Einsteigen gleich wieder aussteigen. Nach dem Starten war ich verwundert, vielleicht sogar verärgert, nicht weil ich keinen Motor hörte, das war jedenfalls klar: Elektroantrieb, und zwar ausschließlich. Meine schlechte Laune erhielt durch einen Blick auf die Reichenweitenanzeige Auftrieb: 175 Kilometer. Und der Mazda hing seit zwei Tagen an der Steckdose, war also voll geladen. 175 Kilometer, da würde ich nicht weit kommen. Und wie weit traut man sich zu fahren, ohne eine rettende Steckdose in Reichweite zu wissen?

Ein fescher Wagen, der sehr sportlich unterwegs ist. Höchstens allerdings 200 km, dann muss er wieder an die Dose. Kostet (ohne Förderung) 40.000 €, da denkt man drüber nach.
Foto: Stockinger

Ausgestiegen bin ich nicht, weil ich richtig neugierig war. Der Mazda MX-30 schaut einmal wirklich gut aus und gar nicht elektromäßig bieder, wie viele früheren Versuche von alternativem Antrieb, die den Elan von Gesundheitslatschen verströmten. Ich schaltete also Heizung und Klimaanlage aus, die Reichweite stieg auf 177 Kilometer, na bitte.

Und dass man nichts hört, ist auch so ein Vorurteil, das nicht stimmt. Im Mazda hört man sehr wohl etwas, da wird ein Geräusch erzeugt, das mit der Dynamik der Bewegung auch lauter wird, also Drehzahl imitiert. Das gibt akustisch eine sportliche Rückmeldung an den Fahrer und, noch wichtiger, ermöglicht den Mitbenützern im öffentlichen Raum, das Herannahen eines langsam fahrenden Fahrzeugs über die Ohren zu begreifen – für den Fall, dass man grad nicht hinschaut. Es könnte für meinen Geschmack innen auch etwas weniger Geräusch sein, ich brauch das Aufgeilen durch den Sound nicht – mehr.

Korkapplikationen! Gar nicht peinlich, richtig fröhlich.
Foto: Stockinger

Der MX-30 hat tatsächlich auch hinten Türen

Grafik: Der Standard

Apropos aufgeilen. Der Mazda MX-30 macht richtig Spaß. Er fährt sich knackig, beschleunigt so toll, dass man aufpassen muss, es nicht zu übertreiben, er ist leichtfüßig, wendig, liebt die Kurven. Am ehesten würde ich ihn mit dem Jaguar-I-Pace vergleichen, dem ersten Elektroauto in meiner Erfahrung, bei dem der Spaßfaktor die Vernunftargumente überwogen hat.

Dass sich auch der Mazda als lustvolles Auto begreift, sieht man an den Formen und merkt man im Innenraum. An sich ein SUV, also alles ein bisschen höher gestellt, aber doch auch Coupé, also flach gehalten. Das heißt: weniger Platz. Fast möchte man meinen, der MX-30 ist ein Zweisitzer, tatsächlich hat er aber auch hinten Türen, und zwar nicht irgendwelche: Die A-Säule fehlt, die Türen gehen nach vorn auf. Nicht nur lustig, sondern auch leichter zum Einsteigen. Hinten ist allerdings nicht rasend viel Platz, und komplett durchdacht ist das auch nicht: Wenn vorn bereits jemand sitzt, kann man hinten nicht mehr einsteigen.

Dennoch: Große Freude, das ist wirklich ein ganz vergnügtes Fahren – wenn einem nicht die Reichweite im Nacken sitzen würde. Wir überlegten etwa, am Samstag nach Mollands zu fahren, das liegt gleich hinter Langenlois. Entfernung von Wien-Fünfhaus: 80 Kilometer – zurück also 160 Kilometer. Das kann sich ausgehen, muss aber nicht. Also lieber nicht ausprobieren. Gründe für den schmalen Aktionsradius: Eine größere Batterie würde das Fahrzeug erstens verteuern und zweitens weniger agil machen. Dennoch: bitte mehr Reichweite, dann macht dieser Mazda nicht nur Spaß, sondern auch richtig Sinn. (Michael Völker, 16.11.2020)