Ariana Grande – "positions"

Dass Ariana Grande grundsätzlich eher sex-positiv eingestellt ist, ist jetzt kein Geheimnis, bereits auf ihren fünf Vorgängeralben wurde genagelt, als wäre die Gute Tischlermeisterin. Der neue Longplayer heißt nun positions, und man kann sich ungefähr vorstellen, dass die Literaturrecherche für das Album vermutlich beim Kamasutra begonnen und zugleich aufgehört hat. (Wobei die Nummer 34+35 darauf hinweist, dass auch ein Arithmetik-Handbuch zur Verwendung kam, rechnen Sie selbst). Musikalisch kommt das Ganze leider ohne Klimax aus. Belangloser R&B, den man getrost von der Bettkante stoßen kann.

ArianaGrandeVevo

Joji – "Nectar"

George Kusunoki Miller ist fraglos ein Phänomen. Ursprünglich hat sich der junge Japaner als Youtube-Persönlichkeit mit satirischen Schockervideos, Rap-Persiflagen und sonstigem Schabernack eine riesige Fanbase aufgebaut; einer seiner Kanäle, Filthy Frank, zählt noch immer über sieben Millionen Abonnenten. Niemand hätte erwartet, dass der sich nun Joji nennende Prankster ernsthafte Musik machen würde, die noch dazu richtig gut ist. Sein zweites Album Nectar ist zwar nicht seine beste Veröffentlichung bis dato, aber die Single Run inklusive ironiefreien Gitarrensolos wird als eine der besten Nummern 2020 bilanzieren.

88rising

Ela Minus – "acts of rebellion"

Zum Glück hat Ela Minus nicht recht, wenn sie "We always know in the first minute or so / If something's worth / Staying for" singt, denn würde das stimmen, hätte zumindest ich ihr Debütalbum acts of rebellion nach einer Minute abgedreht. Gönnt man der Platte aber mehrere Runden, entwickelt die reduzierte Dunkel-Elektronik und Minus' apathischer, aber doch einnehmender Gesang starke Sogkraft. Wenn man dann auch noch weiß, dass die Kolumbianerin ihre Synths selbst baut und bespielt, öffnen sich die Ohren für eine detailreiche und kluge Produktion. Wer an Konsorten wie Nicolas Jaar Freude findet, darf Minus auf der Plusseite verbuchen. (Amira Ben Saoud, 9.11.2020)

Ela Minus