US-Präsident Donald Trump ist, seit Joe Biden ihm mehrere Swing-States abgeknöpft hat, enorm schlecht gelaunt, heißt es von Quellen aus seinem Umfeld.

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Mit dem "Call" für Pennsylvania war es am Samstag vorbei. Der Sieg in dem nordöstlichen Swing-State brachte Joe Biden, den demokratischen Herausforderer von Amtsinhaber Donald Trump, über die Marke von 270 Wahlmännern und entschied das Rennen ums Weiße Haus für ihn. Gemäß den offiziellen Zahlen der Wahlbehörden ist er nunmehr "President Elect" und soll am 20. Jänner ins Amt eingeschworen werden.

Trump allerdings ist der Ansicht, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Seit Monaten kampagnisierte er gegen die Briefwahl, die bei dieser Wahl aufgrund der in den USA massiv grassierenden Corona-Pandemie sehr stark genutzt wurde. In mehreren entscheidenden Swing-States, darunter Pennsylvania, waren es die postalisch übermittelten Stimmen, die Biden seinen ursprünglichen Stimmenrückstand wettmachen ließen.

Kaum Erfolg vor Gericht

Laut Trump ist die Briefwahl leicht manipulierbar, doch Belege dafür blieb er bislang schuldig. Er selbst hatte sich nach der Wahl zum Sieger erklärt, seine Vorwürfe wiederholt und einen Stopp der Auszählung gefordert. In manchen Orten versammelten sich Anhänger beider Seiten, um gegen oder für die Auszählung aller Stimmen zu protestieren.

Trumps juristisches Team, geleitet von Rudy Giuliani, hat zudem in den Swing-States mehrere Klagen lanciert, bislang allerdings ohne signifikanten Erfolg. Seit kurzem ruft man die Bürger dazu auf, mögliche Fälle von Wahlbetrug über eine eigens eingerichtete Hotline zu melden. Diese wird nun allerdings Ziel von Scherzanrufen von Kritikern des Präsidenten.

Tiktok-Trend

Eine Streamerin dokumentiert etwa einen Anruf, in dem sie ihrem etwas verblüfften Gegenüber erklärt, dass sie versucht habe, zweimal abzustimmen, um dem angeblichen Wahlbetrug der Demokraten etwas entgegenzusetzen. Der Hotline-Betreuer weist sie in der Folge mehrfach darauf hin, dass man derlei Methoden ablehne.

Auch Alex Hirsch, Erfinder der Disney-Cartoonserie Gravity Falls, beteiligte sich und erzählte in der Rolle des Charakters "Gronkel Stan", wie er mit einem "großen Sack" in ein Wahlzentrum marschiert sei und "Wahlzettel aus den Boxen" genommen habe. Seine frustriert klingende Gesprächspartnerin legt schließlich auf. Besonders auf Tiktok entwickelte sich aus den Scherzanrufen ein kleiner Trend.

Kritik

Wenngleich Trumps Anwälte ohne dieses "Crowdsourcing" bislang keine Beweise für organisierte Wahlmanipulation liefern konnten, bieten die Trollanrufe durchaus Anlass zur Kritik, die von republikanischer Seite auch schon geäußert wurde.

Grundsätzlich steht es dem Wahlkampfteam natürlich frei, Hinweise auf Unregelmäßigkeiten entgegenzunehmen. Etwaige Hinweise dürften wohl als "Munition" für weitere Verfahren genutzt werden, auch wenn die Erfolgsaussichten auf eine gerichtliche "Umkehrung" des Wahlergebnisses von Beobachtern als sehr gering eingeschätzt werden.

Geringe Erfolgsaussichten

Die Republikanische Partei selbst ist bislang gespalten, was den Umgang mit der Reaktion des Präsidenten angeht. Während etwa Trumps Verbündeter Lindsey Graham und Ronna McDaniel, die dem Bundesparteikomitee (RNC) vorsitzt, dem Präsidenten derzeit noch zur Seite stehen, verwies der Senatsmehrheitsführer Mitch McConnell nur knapp darauf, dass "jede legale Stimme" gezählt werden sollte und Streitigkeiten von den Gerichten zu klären seien, ohne aber Betrugsvorwürfe zu äußern.

Andere prominente Vertreter der Partei, etwa New Jerseys ehemaliger Gouverneur Chris Christie, fordern Trump auf, Beweise vorzulegen. Ex-Präsident George W. Bush wiederum hat Biden bereits zum Wahlsieg gratuliert. (gpi, 9.11.2020)