Na los, klären wir die wichtigste Frage zuerst: Ja, die Playstation 5 ist leise. Sehr leise sogar. Und das bleibt sie auch, wenn sie ihre Launch-Titel abspielt, das bleibt sie auch, während sie etwas herunterlädt – und das ist wohl der größte Segen.

Auch sonst bietet die PS5 viele Neuerungen zur Vorgängergeneration.

Design ist Geschmackssache. Groß ist sie aber allemal.
Foto: DER STANDARD/Pollerhof

Controller

Der Dualshock war gestern, der Dualsense kommt morgen. Sony ist mit dem neuen Controller ein wirkliches Meisterstück gelungen. Die Features sind derweil schon länger bekannt. Adaptive Trigger, verbesserte Vibration, ein eingebautes Mikrofon, und und und. Das klingt alles im ersten Moment nach Gimmick, besonders das mitgelieferte Astro's Playroom zeigt aber, wie beeindruckend der Controller sein kann.

Beispiel: Die adaptiven Trigger, also die Tasten hinten rechts und links am Dualsense, sind nun, je nach Software, in ihrem Druckpunkt und -intensität verstellbar. Steuert man die zwei Düsen einer Rakete mit den Triggern, so sorgt das Spiel dafür, dass sich diese sehr viel schwerer drücken lassen als noch die Sekunde davor, als man einen normalen Charakter zur Hand hatte. Außerdem sorgt der ständige Schub der Rakete für eine konstante Vibration der Tasten.

Der Dualsense ist ein echtes Highlight.
Foto: DER STANDARD/Pollerhof

Anderes Beispiel: Der Dualsense kommt mit 360-Grad-Vibration daher, die wesentlich feinfühliger als die seiner Vorgänger ist. So macht es beispielsweise einen Unterschied, ob der Charakter auf einer festen Oberfläche geht oder über Gras. Regen sorgt für punktuelle Vibration – auf dem Steuergerät verteilt. Auch Wind ist damit zu spüren. Und dazu kommt: Bläst der Wind von rechts, spürt man die Vibration von rechts nach links schwächer werden. Dreht man nun die Kamera um den Charakter, dreht sich auch der Mittelpunkt der Vibration mit. Nun sinkt die Intensität von links nach rechts.

Bloß keine Gimmicks, bitte

Das ist, schlicht gesagt, ein tolles Gefühl und hilft der Immersion ungemein. Die weiteren Features sind im Vergleich dazu nur nett. Das eingebaute Mikrofon funktioniert, es lässt sich auch hereinblasen, aber die Angst, daraus ein Gimmick zu machen, wie schon beim Nintendo DS, ist groß. Und auch das Touchpad erfüllt seinen Zweck. Nicht sonderlich gut, aber auch nicht sonderlich schlecht.

Es wird spannend sein zu sehen, wie Entwickler die adaptiven Trigger in Zukunft verwenden werden.
Foto: DER STANDARD/Pollerhof

Zudem ist das Design des Controllers stark verbessert worden. Denn der Dualsense ist schwerer als seine Vorgänger, liegt dadurch aber auch besser in der Hand. Nimmt man im Vergleich einen Dualshock 4 in die Hand, ist der Unterschied fast schon erschreckend. Lediglich das Weiß ist unglücklich gewählt, weil es schon nach kurzer Zeit unter der Bedienung leidet und sich verfärbt.

Es bleibt abzusehen, was die Entwickler mit den Features machen. Astro's Playroom nutzt natürlich jegliche Besonderheiten des Dualsense, dafür ist es schließlich entwickelt worden – und das wirkt eben hie und da wie ein Gimmick. Spider-Man: Miles Morales nutzt die adaptiven Trigger und die 360-Grad-Vibration schon weniger, aber immerhin auch nicht im sinnlosen Überfluss. Eine schwierige Gratwanderung für die Zukunft.

Design

Beim Design spalten sich die Geister. Aufgrund der Größe passt die PS5 in kaum ein Regal, wo früher Konsolen problemlos ihr Zuhause gefunden haben. Zwar lässt sich das Gerät sowohl horizontal als auch vertikal positionieren, in beiden Fällen muss der Besitzer richtig viel Platz einplanen. Genau genommen 40 x 22,3 x 10 Zentimeter.

Die digitale PS5, also ohne Laufwerk, ist wenigstens ein bisschen dünner.
Foto: Sony

Ich höre gar nichts

Vorne angebracht sind ein USB-A-Anschluss und ein USB-C-Port, um den Dualsense mit dem mitgelieferten Kabel laden zu können. Hinten kommen HDMI, AC-IN, LAN und noch zwei USB-A-Anschlüsse hinzu. Ebenfalls im Paket: ein HDMI-2.1-Kabel.

Und kommen wir noch einmal zum Eingangspunkt zurück: Die Playstation 5 ist leise. Speziell PS4-Besitzer werden das sehr zu schätzen wissen. Das Laufwerk, sollte man die Version mit ebendiesem besitzen, ist der größte "Lärmfaktor", sofern ihr noch physische Disks benützt.

Der aktuellste Trailer zur PS5.
PlayStation DACH

Interface

Die Benutzeroberfläche der Playstation hat Sony ja bereits selber vorgestellt und ist damit bekannt. Die Menüführung ist intuitiv, und die PS5 hat viele Features, die wohl nicht von allen genutzt werden dürften. So lassen sich Screenshots und Gameplay-Clips per Einzel- oder Doppeldruck auf die Share-Taste aufnehmen und auch direkt teilen oder ganz einfach auf einen USB-Stick ziehen. Auch Dienste wie PS-Plus oder PS-Now sind in einer eigenen Kachel untergebracht und lassen sich einfach ansteuern.

Aufgeteilt ist das Hauptmenü in zwei Sparten: Games und Media. Unter Media sind, wie bereits vermutet, jegliche Apps zum Streamen versteckt, Netflix, Amazon Prime und Co. Das hilft enorm bei der Übersicht und gliedert die Konsole in die beiden Kategorien, zu denen sie wohl am meisten genutzt wird. Dazu ist das Interface schön schnell, sodass das gewünschte Feld ohne Probleme und ohne Ruckler angewählt werden kann. Zudem ist oben rechts eine Suchfunktion eingebaut worden, mit der man nicht nur Dateien auf der eigenen Platte, sondern auch Spiele im Store suchen kann. Praktisch.

Daten von deiner PS4-Konsole können auf die PS5 übertragen werden.
PlayStation Support

Wie bereits in der Ansichtssache erwähnt, stehen den Spielern rund 667 GB an Festplattenspeicher zur Verfügung. Das ist, ehrlich gesagt, nicht sehr viel Platz, denkt man beispielsweise an das Warzone-Dilemma zurück. In Zukunft sollen Spiele aber auch von externen Speichern geladen werden können, aktuell funktioniert das nur mit Playstation-4-Titeln.

"Cards": Ganz nett, mehr (bisher) nicht

Die sogenannten "Cards" sind ein Feature, das in jedem Spiel mit einem Druck auf die Playstation-Taste die aktuellen Missionen und Challenges anzeigt. Diese können dann mit einem Knopfdruck ausgewählt werden – und schon springt der Charakter automatisch dorthin oder startet sie gleich. Das ist zwar nett, wir haben es aber ehrlicherweise nie benutzt. Auch hier wird zu sehen sein, was die Entwickler daraus machen.

Schade ist, dass die Playstation 5 nicht das Quick-Resume-Feature der Xbox Series X hat. Ein nahtloses Hin-und-her-Springen zwischen mehreren gestarteten Spielen ist also (vorerst) nicht möglich. Startet man ein Spiel, wird das davor genutzte beendet. Das ist aber aufgrund der nicht vorhandenen Ladezeiten nicht so schlimm.

Spiele

Besagte Minimal-Ladezeiten sind mitunter das beste Feature der Playstation 5. Wie bereits im Spider-Man-Test erwähnt, vom Starten des Spiels bis zu Miles, der auf den Dächern New Yorks sitzt, dauert es keine fünf Sekunden. Und das Schnellreise-Feature funktioniert gänzlich ohne Wartezeit. Das funktioniert freilich nur bei PS5-Spielen.

"Spider-Man: Miles Morales" hat bereits gezeigt, wozu die PS5 fähig ist – und wozu nicht.
Foto: Sony

Zum Launch der Konsole werden davon aber nicht allzu viele vorhanden sein. Deswegen setzt Sony auf die PS4-Collection, die ebenfalls zum Launch erhältlich ist. Wer PS-Plus-Mitglied ist, darf sich über 20 kostenlose und teils optimierte Playstation-4-Spiele freuen. Die reichen von "Blockbuster" bis zu "Ganz nett". Für Playstation-Neulinge ist das ein Fest. Denn sie bekommen beispielsweise mit God of War eines der besten Spiele der dann vergangenen Generation. Und das sogar noch optimiert, also entweder mit wesentlich besserer Bildrate oder knackigerer Auflösung. Aber dazu in einem gesonderten Text mehr.

"Astro's Playroom" hat besonders die Features des neuen Controllers hervorgehoben – wenn auch mit Hang zum Gimmick.
Foto: Sony

Auffällig auch bei den PS-5-Spielen: die zwei Modi. Vorerst wird es wohl dabei bleiben, dass man sich entscheiden muss – tolle Grafikfeatures oder verbesserte Framerate. Das ist eine rein subjektive Entscheidung, die aber auch zum Hin-und-her-Probieren einlädt.

Doch die Spiele, und besonders die Exklusivtitel, werden wohl in Zukunft das sein, worüber sich die Playstation 5 verkauft. Und mit dem exklusiven Spider-Man ist auch schon ein gutes Beispiel dabei. Es wird zu sehen sein, wie sich beispielsweise das Demon's Souls-Remake im Test schlägt, aber auch dazu bald mehr.

Fazit

Zum Launch einer Konsole zu sagen, wie gut sie ist, ergibt wenig Sinn. Und trotzdem kann man nur sagen, dass es ein Segen ist, ein Stück Next-Gen im Haus zu haben. Die geringe Lautstärke, der unglaubliche Controller, die nicht vorhandenen Ladezeiten machen Lust auf mehr und wecken Neugierde auf das, was sich die Entwickler mit den verschiedenen Features einfallen lassen.

Design und Größe der Konsole kann man mitunter als Minuspunkt verbuchen, sofern man hier mit anderen Erwartungen an den Kauf herangegangen ist. Und auch die PS4-Collection als Teil des Launch-Line-ups könnte Veteranen sauer aufstoßen – wer schon länger Sony-Jünger ist, hat diese Titel sehr wahrscheinlich bereits gespielt. Für Neulinge ist sie hingegen toll.

Grundsteine für eine tolle Generation hat Sony definitiv gelegt. Jetzt ist es an den Entwicklern, schöne Häuser darauf zu bauen. (Thorben Pollerhof, 12.11.2020)


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