Ungewissheit im Handel: Kommt ein zweiter kompletter Lockdown?

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Wien – Die erste Bilanz nach einer Woche Lockdown für Gastronomie und Hotellerie fällt aus Sicht des Handels ernüchternd aus. Die Schließung der Wirtshäuser, verstärktes Homeoffice und die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen hätten die angespannte Lage vieler Unternehmen weiter verschärft. Handelsverbands-Chef Rainer Will spricht von teils dramatischen Frequenz- und Umsatzverlusten.

Mode- und Schmuckhändler berichteten von Einbußen von bis zu 80 Prozent. Der Lebensmittelgroßhandel, der mit der Gastronomie seinen größten Kunden verlor, beziffert seine Umsatzverluste mit 90 Prozent. Stabil sei in der vergangenen Woche allein der Lebensmitteleinzelhandel geblieben. Supermärkte verbuchten leichte Zuwächse.

Anders als beim ersten Lockdown im Frühjahr habe der zweite, bei dem die Geschäfte bisher weiter offen halten durften, zu keinen nennenswerten Zuwächsen des Onlinehandels geführt. Er liege aber weiterhin ein Fünftel über dem Vorjahresniveau und verteile sich sehr ungleich. Ungebremst boomten Fitnessgeräte, Spielzeug und Unterhaltungselektronik.

Klare Regeln für geschlossene Geschäfte

Was der Handel brauche, sei Planungssicherheit, sagt Will. "Das sind keine täglich neuen, vagen Ankündigungen über etwaige Verschärfungen und im Nachgang verzögerte Verordnungen." Sollte es erneut zu einem kompletten Lockdown kommen, müsse rechtlich klar geregelt werden, dass "Click & Collect" zulässig sei, damit Händler so wie Gastronomen zumindest Waren vor Ort ausgeben könnten.

Zudem pocht der Handel auf das volle Spektrum an von der EU vorgesehenen Wirtschaftshilfen. "Alle Betriebe mit Lockdown-bedingten Umsatzeinbußen sollten entsprechend gestützt werden, ob es in das Schema passt oder nicht, es geht um Arbeitsplätze. Weg mit groben Umsatzstufen und den starren Ober- und Untergrenzen."

Sollte die Regierung tatsächlich auf den von der EU vorgesehenen Verlustausgleich verzichten, "der für die Wirtschaft essenziell wäre", müsste der neue Fixkostenzuschuss "Prozent für Prozent" an den Umsatzausfall für die Betriebe aufkommen, fordert der Handelsverband. Auf ein Instrument zu verzichten, das Treffsicherheit für Betroffene sichergestellt hätte, sei letztlich jedoch kaum argumentierbar. (Verena Kainrath, 9.11.2020)