Niemand wird Herbert Kickl ernsthaft unterstellen, dass er aus politischem Kalkül absichtlich eine Polizeirazzia gegen die islamistische Szene in Österreich verrät. So weit würde wohl selbst der FPÖ-Klubobmann, der immer schon gern mit dem Feuer gespielt hat, nicht gehen. Man kann sich aber auch unabsichtlich verbrennen.

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Auffallend ist, dass der frühere Innenminister einer Razzia, die schon länger für den Morgen des 3. November angesetzt war, nach dem Wiener Attentat am Abend zuvor aber verschoben wurde, sehr schnell einen Namen gab: "Operation Ramses". Er könnte nur schnell auf einen entsprechenden Medienbericht reagiert haben, er könnte aber auch interne Informationen aus Polizeikreisen erhalten haben. Die FPÖ hat innerhalb der Exekutive immer noch größeren Rückhalt als in der restlichen Bevölkerung, bei den Personalvertretungswahlen im Vorjahr erhielten die blauen AUF-Kandidaten ein Fünftel der Stimmen. Wie auch immer, stattgefunden hat die Razzia dann gestern, Montag, unter dem neuen Codewort "Luxor".

Auffallend ist weiters, dass die FPÖ auch schon Hinweise des slowakischen Geheimdienstes auf den Attentäter von Wien hervorgezaubert hat – samt Übersetzung. Das Papier wurde als Download bei einer FPÖ-Pressekonferenz zur Verfügung gestellt. Woher es stammte, wissen nur Kickl und Co.

Auf die angekündigte unabhängige Untersuchungskommission wartet viel Arbeit. Sie sollte sehr rasch beginnen. (Michael Simoner, 9.11.2020)