Vergangenen Sonntagnachmittag ein Rundgang über die Schauplätze des Terroranschlags. Auf dem ganzen Areal befinden sich mindestens sechs größere und einige kleinere spontane Gedenkstätten mit jeweils Hunderten von Grablichtern. Kleine Lichtermeere. Die größeren befinden sich dort, wo Menschen vom Attentäter getötet wurden.

Gedenken an die Opfer des terroristischen Anschlags in der Wiener Innenstadt.
Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Ständig sind an diesem Nachmittag hunderte Besucher auf dem Areal anzutreffen, darunter viele junge Leute. Die Atmosphäre ist ruhig und würdig. Der einzige nach Sensationalismus und Inszenierung riechende Aspekt sind die bunten Ausgaben von "Krone" und "Österreich" in ihren Hängetaschen. Sie zeigen beide ein Foto vom knienden Kanzler.

Auf dem Platz unterhalb der Ruprechtskirche hat die Polizei die Stelle markiert, wo der Attentäter durch einen Schützen der Spezialeinheit der Polizei (Wega) den Tod fand. Die Geografie des Ortes legt nahe, dass er in die Enge getrieben wurde. Auch dort stehen ein paar Kerzen. "Auch ein Terrorist hat Eltern", sagte ein Polizist höheren Ranges, der die ganze Zeit dort steht und Fragen beantwortet. Er war beim Einsatz dabei und legt Wert darauf, dass, noch bevor die Wega eintraf, normale Streifenpolizisten den Kampf mit dem Attentäter aufnahmen. Dienstpistole gegen Kalaschnikow. Einer wurde dabei schwer verwundet.

Die Wiener sind gern Gaffer, sagt man. An diesem Tag nicht. Die Besucher wirkten, als ob sie etwas begreifen wollten. (Hans Rauscher, 9.11.2020)