Unüberhörbar ziehen derzeit wieder Kraniche (Grus grus) aus ihren Brutgebieten mit lautem Trompeten in die südlichen Wintergebiete ab. In weiten Teilen Österreichs können sie im Flug beobachtet werden, sofern es die Nebeldecke zulässt. Die größten Gruppen mit bis zu 1.500 Individuen sind derzeit in westlicher Flugrichtung über Niederösterreich (St. Valentin: 800 Individuen), Oberösterreich (Ried im Innkreis: 500) und dem Salzburger Flachgau (Obertrumersee: 1.500 Individuen) unterwegs, wie die Vogelschutzorganisation Bird Life Österreich berichtet. Auch ein Brutpaar aus dem Waldviertel ist in diesem Jahr wieder dabei.

Kranichzug über dem Burgenland.
Foto: Michael Dvorak

Mit seinen langen Beinen und seinem schlanken Hals ist der Europäische Kranich bis zu 1,30 Meter hoch. Er ist ein äußerst lautstarker Vogel. Die trompetenähnlichen Rufe sind über mehrere Kilometer hörbar. Große Trupps von Kranichen, die entlang der baltisch-ungarischen Zugroute von ihren Brutplätzen aus Skandinavien und Osteuropa über Österreich nach Frankreich, Spanien oder Nordafrika ziehen, sind dementsprechend auffällig.

Hoffnung auf dauerhafte Brutpopulation

"Eine erste, kleinere Durchzugswelle konnten wir bereits Ende Oktober beobachten. Nun scheinen sich die restlichen Kraniche auf den Weg in den Süden zu machen. Die erwarteten Spitzenwerte sind heuer noch nicht erreicht", sagte Norbert Teufelbauer, Ornithologe bei BirdLife Österreich. "Gute Plätze zur Beobachtung des Kranichzugs sind der Neusiedler-See und der Hanság, denn dort ist der einzige österreichischen Rastplatz, wo sich aktuell rund 2.000 Kraniche aufhalten", so Teufelbauer. Die Kraniche sind übrigens sowohl tagsüber als auch in der Nacht unterwegs.

Bis zu 1,30 Meter groß werden die Vögel.
Foto: Norbert Teufelbauer

Auch diesen Herbst macht sich ein heimsches Kranichbrutpaar aus dem Waldviertel in die südlichen Gefilde auf. Von 1885 bis 2018 galt der Kranich als Brutvogel in Österreich als ausgestorben. Da sich die Verbreitungsgrenzen der Vögel verschieben, ist es durchaus wahrscheinlich, dass sich der Kranich in Österreich wieder als regelmäßiger Brutvogel etabliert. Wichtig sei dafür der Schutz verlandender Seen und Teiche sowie größerer Moore, um mögliche Brutgebiete zu sichern, so Ornithologe Teufelbauer. (red, 10.11.2020)