Verfolgen höchst unterschiedliche Ansätze zur Bekämpfung der Pandemie: der scheidende und der künftige US-Präsident.

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Als die Pharmakonzerne Pfizer und Biontech am Montag bekanntgaben, dass ihr Corona-Impfstoffkandidat BNT162b2 laut einer ersten Wirksamkeitsanalyse zu über 90 Prozent effektiv sei, löste das in der Fachwelt Begeisterung und rund um den Globus zumindest vorsichtige Hoffnung aus. Nur einer konnte sich nicht so recht freuen: US-Präsident Donald Trump witterte hinter der Meldung des Zwischenerfolgs eine Verschwörung gegen sich.

Vermutet hinter dem Impfstoff-Durchbruch politisches Kalkül: US-Präsident Donald Trump.

"Wie ich schon lange gesagt habe, haben Pfizer und die anderen die Impfung erst nach der Wahl angekündigt, weil sie davor nicht den Mut dazu hatten", schrieb Trump auf Twitter. Auch der US-Arzneimittelbehörde FDA, die für die Zulassung eines Impfstoffs zuständig ist, warf der scheidende Präsident Parteilichkeit vor: "Die FDA und die Demokraten wollten nicht, dass ich vor der Wahl einen Sieg bei der Impfung habe, also haben sie es fünf Tage später bekanntgegeben – wie ich es immer schon vorausgesagt habe!" Eine solche Verschwörung ist nicht nur höchst unwahrscheinlich, sondern wäre auch einigermaßen verwunderlich: Die FDA ist eine staatliche Behörde, deren Vorsitzender vom US-Präsidenten eingesetzt wird – in diesem Fall von Trump selbst.

"Das Ende des Kampfes ist noch Monate entfernt"

Ganz anders nahm man die Neuigkeiten im Lager des President-elect Joe Biden auf. "Ich gratuliere den brillanten Frauen und Männern, die dabei geholfen haben, diesen Durchbruch zu erreichen und uns solchen Anlass zur Hoffnung zu geben", ließ Biden in einem offiziellen Statement seines Büros ausrichten. Gleichzeitig mahnte er zu Geduld und Vorsicht: "Das Ende des Kampfes gegen Covid-19 ist noch Monate entfernt." Noch sei er nicht Präsident, ergänzte er einige Stunden später auf Twitter, aber seine Bitte an alle sei, eine Maske zu tragen.

Joe Biden will seine Covid-19-Strategie auf Wissenschaft stützen.

Im Moment stehen dem Machttransfer von Trump zu Biden einige Hindernisse im Weg – etwa dass der amtierende Präsident seine Niederlage noch nicht eingestanden hat, seine Partei in mehreren Staaten wegen angeblichen Wahlbetrugs Gerichtsverfahren anstrengt und eine Regierungsbehörde sich aufgrund der "unklaren Situation" bisher weigert, den Mitarbeitern des President-elect Zugriff auf Ressourcen zu gewähren. Biden erklärte dennoch die Bekämpfung der Corona-Pandemie zu seiner obersten Priorität und richtete für die Übergangszeit einen Covid-19-Beraterstab ein.

Für die Übergangszeit wurde ein Covid-19-Beraterstab aus Experten einberufen.

Über zehn Millionen Infizierte

Laut Erhebungen der Johns-Hopkins-Universität haben die USA weltweit die höchste absolute Anzahl von Infektionen mit dem Coronavirus. Bisher haben sich dort mehr als zehn Millionen Menschen infiziert, etwa 237.000 davon sind in Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Im Schnitt infizieren sich in den USA derzeit täglich rund 100.000 Menschen. Trumps Umgang mit der Pandemie war scharf kritisiert worden und im Wahlkampf das bestimmende Thema gewesen. (Ricarda Opis, 10.11.2020)