Brigitta Kanyaro (Julia Marquard), Johannes Zeiler (Paul Schwartz) in "Letzter Wille".

Foto: ORF/MR Film/Petro Domenigg

Erbschaftsangelegenheiten sind mitunter eine heikle Materie. Die Frage, wer was und wie viel bekommt, kann schlimmste Gier in Menschen wecken. Beziehungen zerbrechen, man kann das regelmäßig in Schauplatz Gericht anschauen.

Es geht auch umgekehrt. Wenn ein Verstorbener keine Verwandten oder Ehegatten hinterlässt, bestellt das Gericht einen Nachlasspfleger, um potenzielle Erben aufzuspüren. In komplexen Fällen wird ein Erbenermittler beauftragt, andernfalls erbt der Staat. Dass sich das läppert, zeigt eine parlamentarische Anfrage aus dem Jahr 2011. Zwischen 2003 und 2011 flossen 57 Millionen Euro in den Staatshaushalt, weil kein Erbe gefunden wurde.

So weit, so gut wären die Voraussetzungen für die Serie "Letzter Wille" von Markus Engel, die am Montag startete und in der ORF-TVthek nachzusehen ist. Darin suchen Paul Schwartz (Johannes Zeiler) und Julia Marquard (Brigitta Kanyaro) rechtmäßige Erben. In der Auftaktfolge geht es um Angehörige einer jungen Frau, die sich im Wald das Leben genommen hat. Sie verfügt über ein riesiges Vermögen, hatte aber keine Verwandte und auch kein Testament.

Der Melancholiker Schwartz und die ulkige Marquard hanteln sich über Zufälle zum Erfolg. Sehr inspirierend gestaltet sich die Spurensuche nicht. Die Story kommt nicht auf den Boden, weil zwar Spuren gelegt, aber nicht verfolgt werden. Warum der Ermittler ab und an Visionen hat (fliegende Kaffeehäferl), bleibt unklar, ist aber irgendwie egal. Daneben hat Schwartz die richtigen Menschen an den richtigen Plätzen, ob bei der Polizei oder im ORF-Archiv. Die Auflösung bringt ein Geistesblitz. No, na. (Doris Priesching, 10.11.2020)