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Nutzer des Gratis-Tarifs von HPs "Instant Ink"-Programm werden im Dezember automatisch auf das 99-Cent-Angebot umgestellt.

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Teure Kartuschen, "Kopierschutz" gegen Patronen von Alternativanbietern und erschwerte Nachfüllungen: Dass sich viele Nutzer auch heute noch die Frage stellen, warum Drucker oft so furchtbar sind, hat nicht nur mit Papierstaus zu tun, sondern auch mit konsumentenfeindlichen Initiativen seitens der Hersteller.

Einen neuen Eintrag in die Liste hinterfragenswerter Geschäftspraktiken steuert nun HP bei. Kunden bot man mehrere Jahre lang einen "Free Ink for Life"-Tarif im Rahmen des "Instant Ink"-Programms an. Bis zu 15 Seiten konnte man pro Monat drucken und erhielt regelmäßig kostenlos Kartuschen zugesandt. Für zusätzlich ausgedruckte Seiten musste allerdings relativ teuer bezahlt werden, so man nicht auf ein kostenpflichtiges Abo mit mehr Umfang wechselte.

Automatische Umstellung

Ende Oktober hat HP die einseitige Beendigung des 2017 eingeführten Angebots angekündigt. Ersetzt wird es mit einem monatlichen 99-Cent-Tarif, um überhaupt 15 Seiten drucken zu können. Bestehende Nutzer von "Free Ink for Life" haben eine Informations-E-Mail erhalten und werden im Dezember automatisch umgestellt, der genaue Tag hängt jeweils vom Beginn der Rechnungsperiode ab. Jedes weitere Zehn-Seiten-Paket kostet einen Dollar bzw. Euro, wobei bis zu 45 nicht gedruckte Seiten des 15-Seiten-Kontingents "angespart" werden können.

Wer auf Basis dieses Tarifs 100 Seiten ausdrucken möchte, muss – ohne angespartes Guthaben – also 9,99 Dollar bzw. Euro zahlen. Pro Seite günstiger wird es freilich mit größeren Abopaketen, die sich zwischen 2,99 Dollar/Euro für 50 Seiten und 49,99 Dollar/Euro für 1.500 Seiten bewegen, wobei auch das ansparbare Polster wächst. Eine Unterbrechung, etwa in Urlaubsmonaten, ist nicht vorgesehen. Kunden müssten dafür den Tarif kündigen und danach wieder abonnieren – und verlieren dabei natürlich auch ihr Zusatzkontingent.

Alternative: Patronen selbst kaufen

Wer sich entscheidet, dem Hersteller keine Abogebühr zu überweisen, kann das Abo kündigen und sich wieder selbst Patronen anschaffen. Laut Auskunft seitens des HP-Supports kann auf diesem Wege weiterhin ohne Seitenbegrenzung gedruckt werden.

Originalpatronen sind jedoch relativ teuer, während es bei jenen anderer Hersteller aufgrund von HPs "Kopierschutzmechanismen" zu Problemen kommen kann.

HP lieferte "Zeitbomben" gegen alternative Patronen

Es ist nicht das erste Mal, dass sich HP in Sachen dubiose Geschäftspraktiken federführend zeigt, dokumentiert Cory Doctorow, ein bekannter kanadischer Aktivist für digitale Rechte, für die Electronic Frontier Foundation.

In der jüngeren Vergangenheit jubelte der Konzern seinen Nutzern bereits zweimal ein angebliches "Sicherheitsupdate" unter, das aber gar keine bestehenden, teils kritischen Sicherheitslecks schloss. Dafür brachte es aber eine eine "Zeitbombe" mit, die mit mehreren Monaten Verzögerung und rechtzeitig zum Schulstart die betroffenen Drucker nicht mehr mit verschiedenen Patronen von Drittanbietern funktionieren ließ.

Problematische Tradition

Aber auch andere Druckeranbieter haben sich mit mit ihren Praktiken nicht den besten Namen gemacht. Als Beispiel nennt Doctorow etwa Lexmark, das aggressiv gegen Dritthersteller von Patronen vorgeht.

Insgesamt seien Drucker längst zu "grifter magnets" (Gaunermagneten) geworden, lautet sein Fazit. Auch andere Branchen hätten davon gelernt, erklärt er und verweist dabei etwa auf Kapselsysteme für Kaffeemaschinen, deren Hersteller teils massiv gegen alternative Anbieter prozessiert haben. (gpi, 11.11.2020)