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Papst Johannes Paul II. mit damals noch Kardinal Theodore McCarrick im Jahr 2001.

Foto: AP Photo/Massimo Sambucetti, File

Vatikanstadt – Der Vatikan hat am Dienstag seinen lange erwarteten Untersuchungsbericht zum Fall des aus dem Priesteramt entlassenen US-Kardinals Theodore McCarrick veröffentlicht. Papst Franziskus hatte den heute 90-Jährigen im vergangenen Jahr nach einem Missbrauchsskandal aus dem Priesteramt entlassen, nachdem er in einer Untersuchung der Glaubenskongregation des sexuellen Fehlverhaltens im Umgang mit Minderjährigen und Erwachsenen schuldig befunden worden war.

Die Untersuchung zog sich über zwei Jahre hin. Dabei wurden relevante Unterlagen in den Archiven des Heiligen Stuhls, der Nuntiatur in Washington und der in verschiedener Weise beteiligten Diözesen in den Vereinigten Staaten geprüft. Die umfassende Untersuchung wurde um Informationen ergänzt, die in Gesprächen mit Zeugen und über die Fakten unterrichteten Personen gewonnen wurden, wie der Vatikan mitteilte.

Brief an päpstlichen Privatsekretär

Bis zum Jahre 2017 hatte der Vatikan keine detaillierte Anschuldigung zur Frage von Missbrauch oder Belästigung zu Schaden von Minderjährigen erhalten, hieß es in dem am Dienstag in Rom vorgelegten 400-seitigen Report. Johannes Paul II. habe die Vorwürfe gegen McCarrick den Untersuchungen nach nicht für begründet gehalten.

In einem persönlichen Brief an den päpstlichen Privatsekretär Stanisław Dziwisz im August 2000 bestritt McCarrick alle Vorwürfe des sexuellen Fehlverhaltens. Johannes Paul II., der den Brief an Dziwisz las, habe McCarrick geglaubt. Papst Franziskus habe schnell reagiert, als er von Vorwürfen von 2017 erfahren habe, die ein minderjähriges Opfer betrafen. Sie hätten sich auf Vorfälle in den 70er-Jahren bezogen.

Vatikan habe sich bemüht, so Kardinal

"Wir veröffentlichen diesen Bericht mit großem Schmerz über die Wunden, die diese Geschichte den Opfern, ihren Angehörigen, der Kirche in den Vereinigten Staaten und der Universalkirche zugefügt hat", schrieb der vatikanische Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung.

Parolin hob die Schritte hervor, die der Vatikan in den vergangenen Jahren zum Schutz von Minderjährigen ergriffen habe. Der Vatikan habe sich um ein "wirkungsvolleres Eingreifen" bemüht, damit sich "bestimmte Entscheidungen der Vergangenheit nicht wiederholen mögen". Er bezog sich dabei unter anderem auf das Treffen über den Schutz von Minderjährigen im Februar 2019 im Vatikan. "Ich denke auch an die Maßnahme vom vergangenen Dezember hinsichtlich des Päpstlichen Geheimnisses in Bezug auf Anzeigen, Verfahren und Entscheidungen bei Fällen von Missbrauch an Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen", schrieb der vatikanische Staatssekretär.

Hohe Summen

McCarrick wird unter anderem verdächtigt, einflussreichen Geistlichen über Jahre hinweg Geld im Gesamtwert von mehr als 600.000 US-Dollar (rund 504.923 Euro) überwiesen zu haben, wie die "Washington Post" im vergangenen Jahr berichtet hatte. Unklar war, ob McCarrick mit dem Geld Entscheidungen zu seinen Gunsten beeinflussen wollte und dies auch erreichte.

Papst Franziskus hatte den emeritierten Erzbischof von Washington 2019 aus dem Priesteramt entlassen. Der heute 90-Jährige sei in einer Untersuchung der Glaubenskongregation des Vatikans des sexuellen Fehlverhaltens im Umgang mit Minderjährigen und Erwachsenen schuldig befunden worden, hieß es damals. Im Juli 2018 hatte der Papst bereits den Rücktritt McCarricks aus dem Kardinalsstand akzeptiert. Dieser hatte nach US-Berichten mehrfach ein Fehlverhalten bestritten. (APA, 10.11.2020)