Rund 900 Polizeibeamte waren an der Operation Luxor beteiligt.

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Im Zuge der Operation Luxor haben rund 900 Polizeibeamte am Montagmorgen 60 Hausdurchsuchungen in Österreich durchgeführt. Ziel waren Personen und Vereine, die die Muslimbruderschaft und die Hamas unterstützen sollen. Wie der STANDARD berichtete, sollen sich unter den Einvernommenen mehrere Personen aus dem Umfeld der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) befinden.

Prominente IGGÖ-Vertreter

Das Ö1-"Morgenjournal" konkretisierte nun am Mittwoch. Demnach soll es am Montag auch Razzien in drei Stiftungen gegeben haben. Eine davon gehöre einem ehemaligen IGGÖ-Präsidenten, ihr Beirat sei prominent besetzt mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

Zudem soll es Hausdurchsuchungen bei zwei angeblichen Mitgründern der österreichischen Muslimbruderschaft – offiziell hat die Organisation keine Vertretung im Land – gegeben haben. Einer davon sei ein ehemaliger IGGÖ-Kulturreferent, der andere sei Finanzreferent des Islamischen Religionspädagogischen Instituts (IRPA). Diese ist in Österreich für die Ausbildung der islamischen Religionslehrer an Pflichtschulen zuständig und gehört zur IGGÖ. Laut "Kleiner Zeitung" ist auch ein früherer Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Steiermark betroffen. Auch ein Politologe mit Schwerpunkt Islamophobieforschung war demnach im Visier der Ermittler, ebenso ein Start-up-Großinvestor.

IGGÖ wartet ab

Für eine Stellungnahme waren weder die Glaubensgemeinschaft noch das IRPA erreichbar. In einer schriftlichen Aussendung verwies die IGGÖ darauf, dass sie von den Behörden bisher noch nicht kontaktiert worden sei. Daher könne sich die IGGÖ zu den laufenden Ermittlungen nicht äußern.

"Es kursieren zwar viele Namen und Gerüchte zu betroffenen Personen und Einrichtungen. Eine unmittelbare Kontaktaufnahme und Information seitens der Behörden mit der Glaubensgemeinschaft ist allerdings nicht erfolgt", hieß es in der Aussendung. Sobald die Behörden "Evidenzen vorlegen", werde man der Verantwortung als Religionsgemeinschaft nachkommen und entsprechend reagieren.

25 Millionen Euro entdeckt

Insgesamt soll es mehr als 70 beschuldigte Personen geben. Nach der Razzia wurden 30 davon einvernommen, Festnahmen gab es keine. Für sie gilt die Unschuldsvermutung. Anstoß der Razzia war der Verdacht der Terrorfinanzierung, der terroristischen Vereinigung, staatsfeindlicher Verbindungen und der Gründung einer kriminellen Organisation. Auch wegen Geldwäsche wird ermittelt. Betont wurde auf Anfrage aber, dass nicht gegen alle Beschuldigten wegen aller Delikte ermittelt werde.

Neben besagten Stiftungen sollen die rund 900 Einsatzkräfte auch sieben Immobilienfirmen und sechs Kulturvereine durchsucht haben, darüber hinaus Wohnungen, Häuser, Vereinslokale und Geschäfte. Insgesamt sollen dabei über 25 Millionen Euro aufgefunden worden sein – in bar. Die Staatsanwaltschaft bestätigte diese Summe nicht.

Laut "Kurier" führt der 185-seitige Ermittlungsakt auch einen Verein mit Standorten in Wien und Graz an. Ein Ex-Mitglied dieses Vereins soll demnach Verbindungen zum mittlerweile verstorbenen ägyptischen Präsidenten Mohammed Morsi, einem prominenten Muslimbruder, gehabt haben. Auf Videos soll darüber hinaus zu sehen sein, wie internationale Vertreter der Muslimbruderschaft in Wien zu Gast waren. (red, APA, 11.11.2020)