Der US-Präsident weigert sich bislang noch, seine letztlich doch recht klare Niederlage anzuerkennen.

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Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, bekannte Persönlichkeiten im Internet zu trollen. Eine Weile beliebt waren sogenannte "Google-Bomben". Darunter versteht man eine Irreführung des Suchalgorithmus der bekannten Suchmaschine, um mittels zahlreicher Verlinkungen mit einschlägigem Linktext auf eine unvorteilhafte Seite selbige mit einem bestimmten Namen in Verbindung zu bringen. Ein frühes prominentes Opfer war der damalige US-Präsident George W. Bush, der zwischen 2004 und 2007 immer wieder als Top-Suchergebnis für den Begriff "miserable failure" ("jämmerlicher Versager") auftauchte, ehe Google dem einen Riegel vorschob.

Diese Zeiten sind aber weitestgehend vorbei, mittlerweile hat der Konzern seine Suchmaschine einigermaßen gegen derlei Manipulationen abgesichert. Stattdessen sind manche nun dazu übergegangen, ähnlichen Schabernack mit Domains zu treiben. Das populärste Beispiel dürfte wohl die Adresse loser.com ("Verlierer") sein.

Kanye West, Hillary Clinton, Donald Trump

Wer die Adresse aufruft, findet sich nicht auf einer eigenen Website wieder, sondern wird aktuell zum Wikipedia-Eintrag für den US-Präsidenten Donald Trump weitergeleitet. Der Kontext ist klar, scheiterte dieser doch kürzlich an seiner Wiederwahl und weigert sich seitdem, den Sieg seines Widersachers Joe Biden anzuerkennen.

Er ist allerdings nicht das erste Opfer. Ein Blick ins Web Archive verrät, dass die Domain erstmals 2015 für eine solche Weiterleitung genutzt wurde. Damals führte sie zum Wikipedia-Eintrag für den Musiker Kanye West. Danach wechselten sich die Ziele ab. Neben Trump traf es nach der Wahl 2016 etwa dessen gescheiterte Konkurrentin Hillary Clinton und auch "Five Thirty Eigth", das Umfragenanalyseportal von Nate Silver.

Auch Craig Steven Wright, ein australischer Geschäftsmann, der behauptete, der Erfinder des Bitcoin zu sein, wurde schon "geehrt". Kurzzeitig wurde unter der Domain außerdem ein Politiknachrichtenportal betrieben, das vorwiegend kritische News zu Trump verlinkte.

Unbekannter Betreiber

Wer hinter diesen Aktionen steckt, ist unklar. Ursprünglich erstellt wurde die Domain im Jahr 1995. Zumindest seit den 2000ern gehörte sie lange Jahre einem Mann aus dem US-Bundesstaat South Carolina.

Ob dieser immer noch die Kontrolle darüber hat, ist anhand der Whois-Einträge aber nicht ermittelbar, da seit 2014 ein Service zum Schutz der Privatsphäre zwischengeschaltet und der Name des eigentlichen Betreibers nicht mehr ersichtlich ist.

Es ist nicht die einzige Aktion dieser Art, die sich aktuell an das Trump-Lager richtet. Trumps Kampagnenteam nimmt per Hotline Hinweise auf den von ihm behaupteten Wahlbetrug entgegen. Kritiker des Präsidenten bombardieren diese seit ihrer Ankündigung mit Scherzanrufen. (gpi, 11.11.2020)