Der Lastwagenbauer MAN will 9.500 Stellen abbauen.

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München/Steyr – Der MAN-Gesamtbetriebsrat und die deutsche Gewerkschaft IG Metall haben die Verhandlungen mit dem Management über den massiven Stellenabbau bei dem Lastwagenbauer abgebrochen. Betriebsratschef Saki Stimoniaris sagte am Mittwoch: "Das Unternehmen ist keinen Millimeter von seinen Kahlschlagsplänen abgerückt. So verhandelt man nicht, das ist unanständig. Wir lassen uns nicht vorführen und kehren erst an den Tisch zurück, wenn das Unternehmen ernsthaft zu Verhandlungen bereit ist."

9.500 Stellen

Der zum VW-Konzern gehörende Hersteller hatte im September angekündigt, 9.500 Stellen in Deutschland und Österreich zu streichen, Teile der Produktion zu verlagern und einzelne Standorte zu schließen. Mit der Aufkündigung der bis 2030 geltenden Standort- und Beschäftigungssicherungsvereinbarungen seien auch betriebsbedingte Kündigungen möglich, erklärte der Betriebsrat. Er sieht die Aufkündigung aber als nicht rechtens an, die Vereinbarungen seien einklagbar. Diesen Weg ist der Betriebsrat bereit zu gehen, sollte keine Einigung erzielt werden. Bisher seien vom Unternehmen nur Floskeln gekommen.

"Wir verlangen ein neues Konzept, das gemeinsam ausgearbeitet wird und das keine Standortschließungen vorsieht", sagte der MAN-Arbeiterbetriebsratschef im Werk in Steyr, Erich Schwarz. MAN müsse bis 2025 bei den Antriebstechnologien "neue Herausforderungen meistern", doch das funktioniere nicht mit einem Kahlschlag.

Unternehmen "bedauert Entscheidung"

"Der Vorstand hat die Entscheidung des Betriebsrats mit Bedauern zur Kenntnis genommen", äußerte sich ein Unternehmenssprecher. Der Schritt sei überraschend gekommen. Dem Vorstand gehe es nicht um Kahlschlag, sondern um eine notwendige Restrukturierung, um in alternative Antriebe und Digitalisierung investieren zu können. Er bleibe gesprächsbereit.

Jürgen Kerner, Hauptkassier der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei MAN Truck & Bus, sagte: "Die IG Metall wird es nicht tolerieren, dass der MAN-Unternehmensvorstand – offensichtlich ohne tragfähiges Zukunftskonzept für die Belegschaft – die Abwicklung eines der letzten Nutzfahrzeughersteller in Deutschland kompromisslos vorantreibt." Stimoniaris sagte, die Unternehmensvertreter "sollen selbst erklären, warum diese stolze MAN abgewickelt werden soll – denn nichts anderes stellen die Pläne des Unternehmens dar".

Wirtschaftslandesrat: "Unverständlich"

Auch für den oberösterreichischen Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) wird die Schließung des Standorts Steyr, die "vom MAN-Management mit hohen Verlusten des Konzerns begründet worden ist, noch unverständlicher", nachdem die Mutterholding Traton wieder Gewinn mache und MAN laut Analysten auf Jahressicht sogar noch schwarze Zahlen schreiben könnte. Traton könne auch von Juli bis September ein Auftragsplus von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbuchen. "Das schafft für den Konzern einen Spielraum für eine Neuaufstellung ohne Schließung ganzer Standorte wie in Steyr", zeigte sich Achleitner überzeugt.

Wie die Ankündigung des Traton-Mutterkonzerns VW, eine Milliarde Euro in den Ausbau des Standorts in Bratislava statt in den Neubau einer Fabrik in der Türkei zu stecken, zeige, würden offenbar auch die jüngsten Sanierungskonzepte schon wieder geändert. "Das sollte auch für den MAN-Standort Steyr gemacht werden", forderte Achleitner, denn dieser sei durchgehend gewinnbringend gewesen und könne mit einem zukunftsweisenden Konzept auch künftig ein Erfolgsmodell sein. (APA, 11.11.2020)