Die Sparquote dürfte sich in Österreich Prognosen zufolge heuer auf 15 Prozent des verfügbaren Einkommens verdoppeln.

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Gigantische Schuldenberge werden jetzt staatlicherseits zur Linderung der Corona-Pandemie-Folgen aufgetürmt – Schulden, die insbesondere in Österreich zumindest teilweise durch Geldentwertung abgetragen werden sollen. Insbesondere Menschen, die ihr Geld auf die Bank tragen, könnten dadurch letztlich draufzahlen.

"Auch wenn die Bundesregierung es nicht eingesteht, die Corona-Hilfen werden auch am Rücken der Sparer finanziert", stellt Andreas Kreutzer vom Beraternetzwerk Kreutzer, Fischer und Partner in einer Analyse fest. Zur Untermauerung seiner These verweist Kreutzer auf Inflation und Wirtschaftsleistung. Laut vorliegenden Daten steigt die Inflation in Österreich heuer stärker als in anderen westlichen EU-Ländern. Während in östlichen EU-Ländern der Preisauftrieb noch ausgeprägter ist, geht hierzulande gleichzeitig die Wirtschaftsleistung rascher zurück.

Konsumentenpreise stark gestiegen

Bei der Verteilung von Hilfsmilliarden bleibe es nahezu unbemerkt, dass in Österreich die Teuerung zwischenzeitlich "beinahe ungebremst" zulege. In allen anderen westlichen Ländern Europas verliere der Preisauftrieb hingegen deutlich an Fahrt, analysiert Kreutzer.

Während die Konsumentenpreise von Jänner bis September 2020 in den EU-27 im Schnitt um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind, in den westlichen Ländern Europas gar nur um 0,4 Prozent, erhöhte sich die Inflation in Österreich im Vergleichszeitraum um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nur in den Niederlanden und in Norwegen war der Grad der Geldentwertung mit 1,2 Prozent annähernd so hoch wie in Österreich. Spanien, Italien und die Schweiz meldeten eine Deflation. Deutschland, Frankreich und Schweden verzeichneten einen Preisanstieg um durchschnittlich 0,7 Prozent.

Sparneigung weiterhin groß

Hinsichtlich der Inflationsdynamik reihe sich Österreich damit unter die Länder Osteuropas, allerdings bei vergleichsweise rascherem Rückgang der Wirtschaftsleistung. Wenngleich etwa in Polen die Konsumentenpreise in den ersten neun Monaten um 3,7 Prozent gestiegen sind, ist die reale Wirtschaftsleistung (BIP) im ersten Halbjahr nur um drei Prozent gesunken, in Österreich hingegen um 8,9 Prozent. In Rumänien erhöhten sich – bei einem Rückgang des BIPs um vier Prozent – die Preise im Vergleichszeitraum um 2,5 Prozent. Und selbst Ungarn komme diesbezüglich bisher alles in allem besser durch die Krise als Österreich, mit einer Rezession von 5,7 Prozent und einem Preisauftrieb von 3,6 Prozent, sagt Kreutzer.

Sparen ist in Österreich heuer noch mehr angesagt als in früheren Jahren. Nach einer Prognose des Wirtschaftsforschungsinstituts dürfte sich die Sparquote 2020 auf 15 Prozent des verfügbaren Einkommens verdoppeln. (stro, 12.11.2020)