Die Idylle im Homeoffice, wie sie vom Autor des aktuellen Reports gezeichnet wird, findet nicht überall Zustimmung.

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Homeoffice als Segen in puncto Bequemlichkeit: So wird die Heimarbeit in einem Research-Report der Deutschen Bank gesehen. Schlussfolgerung von Autor Luke Templeman: "Wir plädieren dafür, dass Heimarbeiter für dieses Privileg eine Steuer zahlen sollten." Sein Team schlägt eine Abgabe in Höhe von fünf Prozent für diejenigen vor, die regelmäßig von zu Hause aus arbeiten und nicht aufgrund eines staatlich verhängten Lockdowns dazu gezwungen sind. Darüber berichtete zuerst der "Guardian".

So hoch sei die Ersparnis, weil kein Arbeitsweg anfalle und zu Hause billiger gegessen und getrunken werde. Die genannte Abgabe würde nach Berechnungen der Experten in den USA jährlich 48 Milliarden Dollar und in Deutschland rund 16 Milliarden Euro einbringen. Damit könnten Subventionen für Niedrigverdiener und Arbeitnehmer in systemrelevanten Branchen finanziert werden. Sie hätten nicht das Privileg des Homeoffices.

Mehr Flexibilität

Laut Deutsche Bank Research spart das Arbeiten im eigenen Zuhause Geld fürs Pendeln, Mittagessen und andere beruflich bedingte soziale Aktivitäten, beispielsweise Geschäftsessen. Auch bietet es den Strategen zufolge mehr Arbeitsplatzsicherheit und Flexibilität. Dazu komme die Bequemlichkeit, weil nebenbei Hausarbeit erledigt werden könne.

Menschen, die im Homeoffice arbeiten, tragen jedoch weniger zur Erhaltung der Infrastruktur bei und verlängern damit möglicherweise die Rezession. So weit zumindest die These von Templeman & Co. Die vorgeschlagene Abgabe würde vom Arbeitgeber entrichtet, wenn er seinem Mitarbeiter keinen Schreibtisch zur Verfügung stellt. Wenn der Arbeitnehmer beschließt, aufgrund seiner eigenen Bedürfnisse zu Hause zu bleiben, würde er für jeden Tag, den er aus der Ferne arbeitet, besteuert, schlägt Deutsche Bank Research vor.

Transfer zu Geringverdienern

Mit den zusätzlichen Einnahmen ließe sich in Deutschland eine Prämie von 1.500 Euro an die zwölf Prozent der Bevölkerung mit den niedrigsten Einkommen finanzieren. Viele davon gehörten zu denjenigen, von denen man annehme, dass sie während der Pandemie den größten Gesundheitsrisiken ausgesetzt seien, und die wesentlich wichtiger seien, als ihr Lohnniveau suggeriere.

Homeoffice wird sich laut Umfragen langfristig durchsetzen.

Immer mehr Homeoffice

Das Arbeiten von zu Hause aus sei schon vor der Pandemie zunehmend populärer geworden. Das Internet habe in Amerika zwischen 2005 und 2018 einen Anstieg der regelmäßigen Heimarbeit um 173 Prozent ermöglicht, auch wenn es sich immer noch um nur 5,4 Prozent der Erwerbstätigen gehandelt habe. Die Pandemie habe als "Turbolader" gewirkt und diesen Anteil auf 56 Prozent hochgetrieben. In Großbritannien sei der Anteil um das Siebenfache auf 47 Prozent gestiegen. (red, 13.11.2020)