Ein großer Fernseher oder doch lieber ein Beamer? Eine Frage, die bei der Einrichtung des eigenen Heimkinos durchaus von Relevanz ist. Doch große TV-Geräte und Projektoren sind nicht gerade billig. Und gerade wenn es um kleinere Räume geht, ist die Auswahl kosteneffizienter Beamer eher klein.

Vor einigen Wochen ist allerdings der Wanbo T2 Max an den Start gegangen. Wanbo ist ein Elektronikhersteller aus Shenzhen, der zum Xiaomi-Konzern gehört. Per Crowdfunding sammelte man Geld für drei T2-Modelle. Die Max-Version ist die höchste Ausbaustufe. Offeriert wird ein kompakter und damit relativ portabler Beamer, der auch in nicht so großen Wohn- und Schlafräumen Kinofeeling aufkommen lassen soll. DER STANDARD hat das Gerät getestet.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Basics

Der T2 Max präsentiert sich in weißem, relativ solide wirkendem Kunststoff mit schwarzem Rahmen rund um die Linse, die zum geschlossenen Optik-System (LED) gehört. Er misst circa 110 x 150 x 140 Millimeter und wiegt unter einem Kilo. Er bietet drei gängige Anschlussmöglichkeiten: HDMI, einen USB-Port und einen Klinkenausgang. Der Wanbo T2 Max läuft mit einem Android-System und verfügt auch über WLAN und Bluetooth. Beigelegt ist eine Fernbedienung, die nach zwei AAA-Batterien verlangt. Über ein Stativgewinde kann er auch an diversen Halterungen montiert werden.

Über den USB-Port können Streaminggeräte wie TV-Sticks mit Strom versorgt oder Datenträger angeschlossen werden, um darauf abgelegte Fotos und Videos anzusehen. Die native Auflösung beträgt 1920 x 1080 Pixel (Full-HD), gefüttert werden kann er aber laut Hersteller auch mit 4K-Videos (nicht getestet), die dann entsprechend runter skaliert werden. Die Helligkeit ist mit 150 ANSI-Lumen angegeben.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Wenig Mehrwert durch Android

Momentan ist dieser Beamer nur bei Importhändlern bzw. über Aliexpress verfügbar. Der Preis bewegt sich bei umgerechnet rund 140 Euro. Verkauft wird dabei auch eine "globale" Version, die sich von der chinesischen Ausgabe dadurch unterscheidet, dass das System nicht nur Chinesisch und Englisch als Sprachauswahl bietet. Beim Testgerät war zudem, neben allerlei chinesischer Software, eine App namens Mcast für drahtlose Bildschirmübertragung über das Miracast-Protokoll vorinstalliert, die es in der non-internationalen Version auch nicht gibt. Sie funktionierte im Probelauf aber nicht mit jedem Gerät. Während die Übertragung von einem Xiaomi MiPad 4 problemlos möglich war, klappte es per Smartphone (Xiaomi Mi 9) nicht.

Grundsätzlich kann man auch eigene Apps auf dem Beamer installieren, allerdings nur über den Umweg des USB-Sticks oder unter Verwendung des vorinstallierten Browsers. Letzteres ist aber extrem mühsam, da das Surfen über die Fernbedienung alles andere als komfortabel ist. Ein zweimaliger Versuch, Googles Play-Dienste auf dem Beamer aufzuspielen, um den Play Store nutzen zu können, scheiterte. Es sollte aber prinzipiell möglich sein.

Das Menü der Android-Oberfläche bei gut abgedunkeltem Raum.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Wirklich sinnvoll ist es allerdings nicht. Abseits von Mcast, verschiedenen Einstellungen und dem Abruf von Inhalten auf einem USB-Speicher bietet das vorinstallierte Android-System keinen Mehrwert. Dafür allerdings ein Sicherheitsrisiko. Obwohl das Gerät erst vor kurzer Zeit auf den Markt gekommen ist, läuft darauf mit Android 6 "Marshmallow" eine veraltete Variante des Google-Systems, deren Sicherheitspatchlevel am Stand von Anfang 2017 ist. Folglich sollte man das WLAN des Beamers deaktiviert lassen, so man nicht Gebrauch von Miracast machen oder auf die Verfügbarkeit von Firmwareupdates prüfen möchte.

Die wohl klügste Variante ist es, ein Streaminggerät oder einen Rechner an den Beamer anzuhängen und so zu verwenden. Im Test wurde vorwiegend der Xiaomi MiTV-Stick verwendet. Dieser bietet nicht nur Zugang zu Streamingservices wie Netflix oder Amazon Prime, sondern fungiert auch als Chromecast, sodass man einfach vom Handy oder Tablet Inhalte über den Beamer an die Wand werfen lassen kann.

Passable Bildqualität bei dunklem Zimmer

Womit nun der wichtigste Punkt an der Reihe ist: Die Bildqualität. Die Distanz zur Projektionsfläche sollte 1,5 bis 3 Meter betragen, was den Xiaomi Wanbo T2 Max für kleinere Räume prädestiniert. Die maximal erzielbare Bilddiagonale wird mit 120 Zoll (rund 305 Zentimer) angegeben. Im Test war der Beamer auf einer Halterung befestigt und hatte rund zwei Meter Abstand zur Wand. Daraus resultierte eine Diagonale von etwa 71 Zoll bzw. knapp 180 Zentimetern. Wanbo gibt die Lebenszeit der Leuchte mit 20.000 Stunden an.

Automatischen Fokus beherrscht der Beamer nicht. Die Scharfstellung erfolgt über ein Rad auf der Oberseite des Gehäuses. Zudem können Verzerrungen horizontal und vertikal um bis zu 30 Grad korrigiert werden, wenn das Gerät etwa nicht ganz gerade an die Wand gerichtet ist.

Miracast-Streaming über ein Tablet bei etwas hellerem Raum.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Mit 150 ANSI-Lumen ist der T2 Max wahrlich kein Helligkeitswunder, man sollte also das Betriebszimmer gut abdunkeln können. Ist eine einigermaßen düstere Umgebung hergestellt, wird durchschnittliche Bildqualität geboten. Die Farbwiedergabe ist ausreichend kräftig, das Bild an sich scharf – mit einer leichten Unschärfetendenz in den Ecken, die aber erst aus nächster Nähe auffällt. Gemessen am Preis braucht sich das Gerät aber nicht verstecken, zumal es so gut wie keine anderen Beamer mit Full-HD-Ausgabe in dieser Kostenklasse gibt.

Brauchbarer Sound

Auch der Sound ist für einen Beamer sehr ordentlich. Er bringt ein integriertes Stereosystem (2 x 3 Watt) mit, das jedenfalls besser klingt, als man es sonst von vielen Beamern gewohnt ist und auch das Geräusch des Belüftungssystems gut übertönen kann. An leiseren Stellen von Filmen und Serien hört man den Lüfter aber recht deutlich, wenn er gerade unter Volllast läuft (was allerdings nur zwischendurch vorkommt).

Starke Bässe und klar ausdifferenzierte Höhen darf man nicht erwarten, aber übliche Laptoplautsprecher schlägt das Gerät auf jeden Fall. Es empfiehlt sich aber, wenn vorhanden, den Beamer bzw. das Streaminggerät an eigene Lautsprecher anzuschließen.

Fazit

Der Xiaomi Wanbo T2 Max bietet ein beachtlich gutes Gesamtpaket für 140 Euro. Wenngleich das vorinstallierte Android-System kaum Mehrwert bietet, punktet der Beamer mit seiner kompakten Größe, Full-HD-Ausgabe mit ordentlicher Bildqualität und solidem Sound. Das macht ihn auch zu einer guten Lösung, speziell für kleine Räume. Einzig an der Verfügbarkeit mangelt es noch, derzeit gibt es den Beamer nur als Import zu kaufen. (Georg Pichler, 22.11.2020)

Hinweis: Die beiden anderen Varianten der T2-Reihe (T2 und T2 Pro) bieten lediglich eine Auflösung von 854 x 480 Pixel.