Wenn nichts mehr geht, steht die Apple-Welt Kopf.

Es klingt nach einem schlechten Scherz, und doch ist es genau das, womit sich viele Mac-Nutzer am Donnerstagabend herumschlagen mussten: Aufgrund von Problemen bei einem Apple-Server ließen sich plötzlich manche Apps gar nicht mehr starten oder reagierten nur langsam.

Signaturüberprüfung

Auslöser für den Fehler dürfte die Veröffentlichung des neuen macOS Big Sur gewesen sein. Der damit einhergehende Ansturm hat nämlich offenbar auch Apples OCSP-Server (Online Certificate Status Protocol) überfordert. Dieser ist für die Signaturüberprüfung unter macOS zuständig, und zwar eben nicht nur bei der Installation neuer Softwareversionen, sondern auch um die Echtheit einzelner Programme zu garantieren. Da Apple diese Überprüfung bei jedem Start der betreffenden Apps vornimmt, führte dies nun zu den erwähnten Effekten – und zwar auch auf älteren macOS-Versionen.

Zum Glück machte schnell ein Tipp die Runde, wie sich dieses Problem beheben ließ: Es reichte nämlich, schlicht die Internetverbindung zu kappen, dann starteten und funktionierten die Programme alle wieder normal. Insofern wurde auch klar, dass Apple hier gleich zweimal gepatzt hatte: Denn die Serverprobleme alleine hätten für das Fehlverhalten noch nicht gereicht. Allerdings hatte Apple eine solche Möglichkeit in seinem Konzept offenbar nicht einkalkuliert. Anstatt die Serveranfrage einfach zu verschieben – wie es bei der Trennung der Internetverbindung passiert –, probieren die Programme immer wieder Kontakt aufzunehmen – mit dem erwähnten verheerenden Ergebnis.

Umfangreiches Versagen

Von diesen Problemen waren neben Apple-eigenen Apps auch zahlreiche von Drittentwicklern betroffen. Dazu gehören etwa über den Mac App Store bezogene Bezahl-Apps, aber auch viele andere Programme nutzen mittlerweile Apples Signaturcheck. Apple selbst hat den Vorfall zwar mittlerweile bestätigt, spricht aber von nur wenigen betroffenen Nutzern. Angesichts der Breite, mit der entsprechende Berichte in den sozialen Medien zu lesen waren, erscheint diese Einschätzung zumindest zweifelhaft.

Falls ein solches Problem noch einmal auftritt, gibt es zumindest einen Trick, der die Nutzung auch ohne komplettes Kappen der Netzverbindung ermöglicht. Mithilfe des Tools Little Snitch kann nämlich der Zertifizierungsserver von Apple (ocsp.apple.com) gezielt blockiert werden. Dieser Tipp entbehrt aber auch nicht einer gewissen Ironie: Denn mit dem Update auf macOS Big Sur funktionieren Tools wie Little Snitch nicht mehr, da Apple den Einblick in den den hinausgehenden Netzwerkverkehr generell blockiert.

Ausfälle allerorten

Es waren übrigens nicht die einzigen Probleme, mit denen Apple am Rande der Freigabe von macOS Big Sur zu kämpfen hatte. So gab es auch Probleme bei iMessage sowie Ausfälle bei der Navigation mit Apple Maps. (red, 13.11.2020)