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Im Lockdown blieben nicht nur viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zuhause, sondern auch ihre die Kinder. Studien zufolge brachte es den Müttern aber kaum Entlastung, wenn die Väter auch daheim waren.

Foto: REUTERS/EVA PLEVIER

Von allen Beschäftigten, die in den Monaten des ersten Shutdowns ihren Arbeitsplatz verloren haben, sind knapp 55.000 Frauen und rund 9.400 Männer. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit betrifft also zu 85 Prozent Frauen. Die Ursache dafür lag darin begründet, dass in Branchen und Berufen mit einem hohen Frauenanteil wie Handel, Beherbergung und Gastronomie, Kunst, Unterhaltung, Erholung, Erziehung und Unterricht sowie Gesundheit und Soziales die meisten Stellen abgebaut wurden.

Frauen beziehen aufgrund ihrer kleineren Einkommen, bei denen sich auch kein Notgroschen auf die Seite legen lässt, ebenso ein niedrigeres Arbeitslosengeld – oder haben nicht einmal Anspruch darauf. Denn gerade die Zahl der geringfügig Beschäftigten, die in der Arbeitslosenstatistik nicht aufscheinen, ist aufgrund der Corona-Krise extrem stark gesunken. Im Mai ging sie in Österreich um 12,6 Prozent bzw. um 43.909 auf 305.628 zurück.

Gleichzeitig sind es jedoch gerade Frauen, die in jenen Berufen arbeiten, die als systemrelevant eingestuft sind. Für diese Frauen, die im Lebensmittelhandel, in der Pflege, in den Kindergärten, in der Altenbetreuung und der medizinischen Vorsorge arbeiten oder an all diesen Orten für Reinigung und Hygiene zuständig sind, galt während des Shutdowns eine Urlaubssperre, weil ohne sie einfach gar nichts geht. Sie hatten noch mehr Arbeit als zuvor und mussten nicht selten Zwölf- bis 14-Stunden-Schichten und unzählige Überstunden absolvieren. Sie mussten während des Shutdowns ihre Gesundheit riskieren, um die nötigste Infrastruktur für uns alle zu erhalten.

Unbezahlte Arbeit

Aber damit nicht genug, denn auch die Kinderbetreuung, das Homeschooling, die Pflege der Älteren und die Versorgung der Angehörigen bleiben fast zur Gänze an Frauen hängen. Auch das Wifo stellte daher wenig überraschend schon nach kurzer Zeit fest: "Die Doppelbelastungen durch Beruf und Betreuungspflichten infolge von Homeoffice oder einer Beschäftigung in den systemrelevanten Wirtschaftsbereichen trifft Frauen stärker als Männer."

Zudem wurde das gesteigerte Ausmaß an unbezahlter Arbeit durch den plötzlichen Verlust privater und institutioneller Kinderbetreuung während der Ausgangsbeschränkungen von einer Gruppe von Wissenschafterinnen der Wirtschaftsuni Wien erhoben. Wirklich erschreckend an ihren Ergebnissen ist, dass es für Mütter kaum eine Entlastung darstellte, wenn auch Papa während des Lockdowns zu Hause war.

Dies soll also keine Abrechnung sein, sondern vielmehr eine Dokumentation des Status quo, getragen von der Hoffnung auf einen strukturellen Wandel. Denn wenn eines mehr denn je in der Krise evident geworden ist, dann ist es der Umstand, dass eine erschreckende Unwissenheit darüber besteht, was Frauen tatsächlich alles leisten. (Veronika Bohrn Mena, 13.11.2020)