Die Schutzmaskenpflicht verleitet zu extravaganten Verhaltensweisen.

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Corona schreitet fürbass, und die Darbietung extravaganter menschlicher Verhaltensweisen folgt ihm auf dem Fuß. Kürzlich sah und hörte ich im Wiener Franz-Josefs-Bahnhof eine Debatte zwischen einer Sicherheitskraft und einem maskenlosen Herrn, der mit dem Argument "Waun I wos deppat find’, moch I des ned" eine Diskussion über das Maskentragen anzetteln wollte.

Der Sicherheitsmann beschied ihm, dass er nicht zum Diskutieren da sei, doch der Maskenlose beharrte auf seinem Argument. Offenbar erschien ihm die Annahme, dass er aus seinem süßen Zuckergoscherl infektiöse Viren in den öffentlichen Raum speien könnte, als Zumutung.

Dann gibt es jene Zeitgenossen, denen unklar ist, was man unter einem Mund-Nasen-Schutz versteht und die daher mit dem "Schutz" lediglich den Mund, jedoch nicht die Nase bedecken. Vielleicht wissen sie aber eh, was sie tun, und sie wollen nur den Virenausstoß durch die Nase üppiger und kompakter gestalten, indem sie jenen durch den Mund minimieren. Damit auch alle anderen etwas davon haben!

Es könnte noch schlimmer sein

Erklärungsversuch zwei: Die Nur-den-Mund-Bedecker halten es für eine ästhetische Verschwendung, den Mitmenschen den Anblick ihres Pfrnak vorzuenthalten und strecken ihn daher fürwitzig in die weite Welt hinein. Da schau her: super Zinken! Wie die Nase des Mannes, so sein Johannes!

Schließlich bekommt man im inzwischen weißgottwievielten Corona-Monat neben den gewohnten Straßenrauchern und Straßenpiplern auch immer häufiger Straßenspachtler zu sehen. Logisch. Wer nicht am Schreibtisch essen will, wo einem die Kollegen dekaweise Viren ins Gulasch schnauben, oder die eineinhalbstündige Pendelei zum heimischen Mittagstisch scheut, der muss eben auf der Straße essen: Pizza, Falafel, Burenhäutl, was immer. Ich warte nur darauf, bis ich den Ersten sehe, der sich am Gehsteig ein Gansl mit Rotkraut oder ein getrüffeltes Soufflé einverleibt.

Bleiben wir trotz allem beim positiven Denken: Es könnte noch viel schlimmer sein, wenn zu Corona, Terror und Trump Erdbeben, Filzläuse und Meteoriteneinschläge hinzukämen. Oder sich das österreichische Innenministerium als Sauhaufen nicht alltäglichen Zuschnitts entpuppen würde. Aber haben Sie keine Angst. Im Ministerium ist alles in Butter.

(Christoph Winder, 14.11.2020)