Boris Johnsons einflussreicher Berater Dominic Cummings scheint den Machtkampf in der Brexit-Regierung verloren zu haben.

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Mitten in der Endphase der Brexit-Verhandlungen mit der EU hat einer der Architekten der Austrittskampagne im Lager von Premierminister Boris Johnson seinen Abgang angekündigt. Johnsons einflussreicher Berater Dominic Cummings bestätigte der BBC, dass sich seine Mitwirkung an der Regierung bis zum Jahresende weitgehend erledigt haben dürfte.

Der Sender berichtete unter Berufung auf einen nicht näher genannten Insider, dass Cummings bis Weihnachten aus der Regierung ausscheiden werde. Er komme damit einem Rausschmiss zuvor.

Zweiter Brexit-Verfechter weg

Johnson wird somit nach dem Rücktritt seines Kommunikationschefs Lee Cain am Mittwoch einen zweiten kompromisslosen Verfechter der Abspaltung von der EU verlieren. Beide Namen sind eng mit dem erfolgreichen Brexit-Referendum 2016 und dem haushohen Wahlsieg Johnsons 2019 verbunden.

Cummings Abgang wird in den Medien mit einem Machtkampf im Regierungslager und einem Gerangel hinter den Kulissen um den Posten des Stabschefs erklärt. Der glühende Brexit-Befürworter und Kritiker der Eliten polarisiert. Während Anhänger den oft mit Wollmütze und T-Shirt im Londoner Regierungsviertel anzutreffenden Politiker als scharfsinnigen Strategen feiern, fällt das Urteil seiner Gegner weniger schmeichelhaft aus: Ex-Premier David Cameron nannte ihn einst einen "Karriere-Psychopathen".

Nach dem offiziellen EU-Austritt ist Großbritannien bis Ende 2020 in einer Übergangsphase, in der noch EU-Regeln gelten. Über die künftigen Beziehungen samt Freihandelsabkommen wird seit Monaten gerungen – bisher ohne Ergebnis, weshalb die Wirtschaft ab Anfang 2021 Chaos und steigende Zölle befürchtet. Als größte Knackpunkte in den Verhandlungen gelten die Fischereirechte sowie Garantien für einen fairen Wettbewerb. (APA, 13.11.2020)