Maxi Gräff ist seit 2015 bei Microsoft tätig und seit je her das Gesicht von Xbox gegenüber der Community.

Foto: Microsoft

Am 10. November sind nach sieben Jahren neue Xbox-Konsolen erschienen. Es hat sich viel getan in dieser Zeit, und die Herausforderungen sind auch aufgrund der weltweiten Pandemie völlig andere. Zum Start der Xbox Series X/S hat DER STANDARD mit Maxi Gräff gesprochen. Die ehemalige Moderatorin ist seit 2015 bei Microsoft Xbox und dort aktuell als Marketing Communication Lead Xbox DACH tätig.

Nach der Schließung der österreichischen Niederlassung ist Gräff auch für den österreichischen Markt zuständig und informiert und unterhält alle drei DACH-Märkte auf Social Media mit zahlreichen Aktionen, speziell zum Release der neuen Konsolen.

Xbox

STANDARD: Sieben Jahre nach der Einführung der Xbox One in Europa starten jetzt zwei neue Xbox-Konsolen in den Markt. Könnten Sie uns bitte kurz sagen, warum es diesmal mehr als eine Konsole zum Release gibt?

Gräff: Am 10. November sind Xbox Series X und Xbox Series S gleichzeitig erschienen. Wir haben uns bewusst für zwei Modelle entschieden, um jedem Gamer selbst die Wahl zu überlassen, welches Gerät ins Haus soll. Die Xbox Series X ist zum Preis von 499 Euro die leistungsstärkere Konsole.

Mit der Xbox Series S hat man all die Vorteile der neuen Generation zum Preis von 299 Euro, jedoch in einer niedrigeren Auflösung von FullHD (1.080 p) oder QHD (1.440 p). Dank HDMI 2.1 kann die Series S für angeschlossene 4K-Fernseher auch ein passendes Signal ausgeben, und so werden Filme und Streamingdienste in voller 4K-Auflösung und HDR verfügbar. Für ein Spielerlebnis in nativem 4K empfehlen wir die Xbox Series X.

STANDARD: Die Series X ist praktisch immer ausverkauft, die Series S aufgrund der wesentlich schwächeren Hardware noch relativ einfach verfügbar. Hätte man lieber mehr X-Konsolen produzieren sollen, weil die meisten User von neuer Hardware auch die stärkste Hardware erwarten?

Gräff: Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass jeder unserer Fans so bald wie möglich eine neue Xbox in seinen Händen halten kann. Aber ganz so einfach ist die Frage auch nicht: Die Xbox Series S ist immerhin genauso eine Next-Gen-Konsole wie die Xbox Series X, sie richtet sich nur an eine etwas andere Zielgruppe. Wir glauben, dass uns die Balance hier sehr gut gelungen ist.

Mit Livestreams wurde der Release gefeiert.
XboxDACH

STANDARD: Wenn ich zum Release keine Xbox Series X bekommen habe – wird es vor Weihnachten noch Nachschub für den stationären bzw. den Onlinehandel geben?

Gräff: Wir wissen, dass durch die extreme Nachfrage die Xbox Series X aktuell schwer zu finden ist. Wir empfehlen Fans, auf den Seiten unserer Handelspartner Ausschau nach Neuigkeiten und Verfügbarkeiten der Xbox Series X zu halten. Denn ja, natürlich gibt es Nachschub!

STANDARD: Der größte Wermutstropfen ist mitunter das Fehlen von Exklusivtiteln, die die neue Hardware fordern. Warum hat man es nicht geschafft, zumindest ein neues Halo oder eine ähnlich starke Brand zum Start zu veröffentlichen?

Gräff: Während dieser Zeit des Social Distancings stehen viele Studios auf der ganzen Welt völlig neuartigen, zuvor nie da gewesenen Herausforderungen gegenüber. Wir unterstützen unsere Studios und Partner dabei, die richtigen Entscheidungen für ihre Teams und ihre Spiele zu treffen. In manchen Fällen kann die richtige Entscheidung sein, ein Spiel zu verschieben, um dem Team mehr Zeit zu geben, es in der Qualität fertigzustellen, die Fans erwarten. An Spielen mangelt es zum Start aber nicht.

Zum ersten Mal können Games aus vier Generationen mitgenommen werden, und mit dem Xbox Game Pass sowie dem im Ultimate Pass hinzugefügtem EA Play warten über 100 Spiele wie Fifa, Star Wars sowie Gears Tactics auf Xbox-Spieler. Dazu gibt es neue und optimierte Spiele von unseren Publishing-Partnern wie Ubisoft, Activision und Co. An Content mangelt es also nicht. Sicher hätte ich persönlich auch gerne Halo: Infinite zum Launch gespielt – aber mir ist die Qualität des Spiels wichtiger als das Release-Datum.

Mit der Series S will Microsoft die Zielgruppe erweitern.
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STANDARD: Wie sehr hat Covid-19 das Release-Jahr der Xbox beeinflusst?

Gräff: Am liebsten hätten wir den Launch einer Konsolengeneration direkt mit unseren Fans gefeiert und mitgefiebert, bis die Ersten ihre Konsolen in den Händen halten können. In diesem Jahr ist alles anders, und anstelle einer Game City oder eines großen physischen Launch-Events haben wir uns digitale Pfade gesucht, um unserer Community die Xbox nahezubringen. Mit einem großen Launch-Stream am 9. November haben wir den Himmel über Köln mit 150 Drohnen erleuchtet und mit Content Creators unsere "Power Your Dreams"-Kampagne erweitert.

STANDARD: Es wurden in den letzten Jahren unzählige Studios gekauft, darunter Ninja Theory oder Bethesda/Zenimax. Wann wird der Ausbau der internen Studios Früchte für den Spieler tragen?

Gräff: Mit den talentierten Teams von Bethesda gehören nun 23 Studios zu den Xbox Game Studios und arbeiten an unzähligen bereits angekündigten und noch unangekündigten AAA-Spielen. 15 dieser Studios haben 2020 ein neues Spiel veröffentlicht, darunter echte Blockbuster wie Microsoft Flight Simulator, Gears Tactics, Ori and the Will of the Wisps, Minecraft Dungeons und Wasteland 3. Im Juli haben wir fünf neue Titel angekündigt: Fable, Forza Motorsport, Avowed, State of Decay 3 und As Dusk Falls. Daneben warten noch unzählige weitere Spiele darauf, angekündigt zu werden. Also, an Nachschub wird es nicht mangeln.

STANDARD: Steht Bungie, die Macher von Destiny, auf der Einkaufsliste? Die ehemaligen Halo-Entwickler sind ja aktuell ohne Publisher.

Gräff: Gerüchte können wir nicht kommentieren, aber alle News erfahrt ihr immer über unsere Xbox-DACH-Social-Kanäle.

STANDARD: Man kann fast ausschließlich Titel spielen, die man auch auf der One spielen kann. Ist Microsoft ein Wechsel der Kunden auf die neue Plattform zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt wichtig?

Gräff: Es ist richtig, dass wir niemanden zwingen, auf die neueste Konsolengeneration umzusteigen. Für uns stehen die Spieler im Mittelpunkt. Deshalb haben wir uns entschieden, in der Übergangsphase alle Microsoft-eigenen Spiele für die Konsolen beider Generationen herauszubringen. Mit Smart Delivery haben wir außerdem ein System für Third-Party-Entwickler entwickelt, durch das Spieler ein Spiel nur einmal kaufen müssen und immer die beste Version für ihr jeweiliges System herunterladen können. Gerade in einer Zeit, in der Budgets knapp sind, wollen wir so jedem selbst die Wahl lassen, wann sie oder er wechselt.

So sieht die Xbox Series X aus, wenn sie vom Botendienst gebracht wird.
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STANDARD: Schon länger spricht man im Netz von der "letzten Konsolengeneration". Microsoft befeuert diese Gedanken natürlich mit den Bemühungen in Richtung Streaming bzw. Cloud Gaming. Wie wichtig ist die Hardware Xbox Series S/X noch für die Idee Xbox-Gaming?

Gräff: Vor wenigen Tagen haben wir mit Xbox Series X/S eine neue Generation der Konsolen eingeläutet – wir wollen unseren Spielern die Wahl lassen, auf welchem Gerät sie ihre Games genießen. Die Investitionen in so eine Entwicklung sind sehr hoch, und wir glauben daran, dass Xbox-Konsolen auch in Zukunft noch eine wichtige Rolle im Leben vieler Menschen einnehmen werden. Es ist aber richtig, dass wir es uns zur Aufgabe gemacht haben, jeden Menschen auf der Welt mit dem Xbox-Ökosystem zu erreichen.

Das können wir am besten, indem wir Angebote schaffen, die neue Zielgruppen erreichen. Wir haben in diesem Zuge unsere Historie als PC-Gaming-Entwickler wiederaufleben lassen, Mobile-Spielkonzepte erschaffen und nun Game-Streaming mit Xbox Game Pass gestartet. All diese Angebote ergänzen sich aber – sie sollen nicht etwas ersetzen oder wegnehmen.

STANDARD: Der Mitbewerb geht einen gänzlich anderen Weg und setzt weiterhin auf den Verkauf einzelner Titel. Wie spannend wird aus Xbox-Sicht der Kampf um diese Konsolengeneration?

Gräff: Wir möchten unseren Kunden die Wahl lassen, wie sie ein Spiel erwerben wollen. Sei es klassisch auf Disc, als Download-Karte im Handel, im digitalen Store oder über die Xbox-Game-Pass-Mitgliedschaft. Die Tatsache, dass alle Blockbuster der 23 Xbox Game Studios vom ersten Tag an im Xbox Game Pass enthalten sind, ist meiner Meinung nach ein starkes Verkaufsargument. Zum Preis von ungefähr zwei Vollpreisspielen erhält man ein Jahr lang ständig neue Spiele.

Maxi unterstützt auch Leute in der Community, etwa die unter "Spinaler Muskelatrophie" leidende Gamerin Melanie, die über ihre Erlebnisse auch in ihrem Blog schreibt.

STANDARD: Xbox Österreich war immer für eine starke Community-Arbeit bekannt, speziell zu Zeiten der Xbox 360. Nach der Schließung der lokalen Niederlassung betreut Xbox Deutschland die DACH-Region. Wie sehr kann man als Xbox-Team noch auf die Bedürfnisse der einzelnen Länder eingehen bzw. auch lokale Events – zumindest nach Corona – betreuen?

Gräff: Die Game City ist für mich jedes Jahr ein Highlight, und das Rathaus als Location ist einfach nicht zu überbieten. Uns ist es wichtig, dass wir alle integrieren können, und dank der DACH-Struktur können wir so bei größeren Aktivitäten auf Social oder auch Events unsere Community aus Österreich und der Schweiz einbinden. Mein Kollege Sandro und ich waren letztes Jahr auch zu einem Weihnachts-Community-Treffen in Wien und möchten das natürlich wiederaufleben lassen, wenn es die Covid-Umstände zulassen.

STANDARD: Was sind die Erwartungen an die nächsten Wochen? Was ist notwendig, damit das Xbox-DACH-Team zufrieden mit dem Start der Konsolen ist?

Gräff: Wir sind glücklich, wenn unsere Community glücklich ist. Daher arbeiten wir daran, mehr Konsolen-Kontingente zur Verfügung zu stellen, freuen uns auf den Charity-Livestream "Friendly Fire", den wir jedes Jahr unterstützen, und haben auf Social noch jede Menge Inhalte geplant, damit alle zum Start auf ihren Next-Gen-Konsolen bestens ausgerüstet sind. (Alexander Amon, 20.11.2020)