Wer in seinem Bekanntenkreis Lehrerinnen und Lehrer oder Eltern mit Corona-Risikofaktoren hat, hörte es seit Ende August, als ruchbar wurde, dass die Schulen im September ganz normal öffnen würden: Das könne nicht gutgehen, vielmehr brauche es Begleitmaßnahmen, um den Klassenbetrieb möglichst infektionssicher zu gestalten, meinten viele. Ihre Vorschläge: freiwilliges Home-Schooling, Anmietung zusätzlicher Räumlichkeiten, durchgehende Maskenpflicht, Kauf von Entlüftungsgeräten.

Home-Schooling soll wieder zum Alltag von Kindern und Eltern in Österreich werden.
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Aus Furcht, gegen den Strom zu schwimmen und als Angsthasen abgetan zu werden, äußerten sich die meisten aber nur privat. Sie nahmen Wochen der Furcht auf sich, während die Infektionszahlen stiegen – um jetzt, Mitte November, von der Corona-Ampel-Kommission ausgerichtet zu bekommen, dass es dringend besagter risikominimierender Schritte bräuchte, um zumindest unter 14-Jährigen den Schulbesuch zu ermöglichen.

Dazu ist es jetzt aber zu spät. In ganz Österreich, und damit auch an den Schulen, ist das Infektionsgeschehen außer Kontrolle geraten. Hinzu kommt organisatorische Trägheit. Die vor zwei Wochen für alle Lehrenden angekündigten FFP2-Masken wurden noch nicht ausgefolgt.

Zusammengefasst: Monatelange Versäumnisse und stilles Dulden haben zu einer verzweifelten Lage geführt. Die Suppe müssen Kinder und Eltern auslöffeln, weil es nun wieder Heimunterricht gibt – heuer zum zweiten Mal. (Irene Brickner, 13.11.2020)