Foto: Heimo Zobernig

Hier hat alles seine Ordnung. 13 Leinwände, je ein mal ein Meter genormter Fläche gibt der Erschaffer den Bildinhalten Platz. In diesen scheint es zu sprudeln, zwischendurch kann es unübersichtlich werden: 13 Mal ereifern sich Buchstaben und Farben, fallen übereinander her und überlagern sich gegenseitig. Dennoch treten sie dabei nie über den Rand, ein sprunghafter Wechsel aus Struktur und Freiheit. Der Künstler, Heimo Zobernig, Professor an der Akademie der bildenden Künste und Teilnehmer der Venedig-Biennale 2015, hat einen neuen Werkblock produziert. Nun wird er bei Meyer Kainer gezeigt.

Buchstaben als Gerüst

Bereits 2011 stellte die Wiener Galerie eine bildverwandte Serie Zobernigs aus. Anfang der 90er-Jahre hatte der Künstler die aus bildfüllenden Versalien bestehenden Textbausteine in sein abstraktes Werk eingeführt: "Real. Real Egal" warf er anfangs in den malerischen Raum. Ganz so malerisch ist dieser allerdings gar nicht: Mit Klebeband sind die breiten Lettern entstanden, die Farbfelder mit der Spachtel aufgetragen – mal undurchsichtig, mal transparent wie ein Schleier.

Dabei hängen die Wort-Kompositionen wie an Gittern – dem "entscheidenden Konzeptionsmotiv" – wie Galerist Christian Meyer sagt. Zusätzlich scheinen die Buchstaben selbst Gerüst der Bildfläche zu sein. Da, wo sie zu verschwinden drohen, scheint das Informelle zu übernehmen.

Am Schluss wird aufgedreht

"Infrastructure Nature" kann man immer wieder lesen, mal deutlicher, mal muss man sich durch dicke Farbschlieren kämpfen. Wie mit Schlagworten verweist Zobernig auf unterschiedliche Diskurse.

Zum Schluss hin erinnern knallige Neonfarben an Leuchtreklamen. "This This This" steht da in dreifacher Wiederholung. "Er erhöht die Dosis, wird lauter und bunter", so Meyer. Fast "trumpisch" drehen die letzten Bilder auf – und rütteln an ihren Gittern. (Katharina Rustler, 14.11.2020)