Schaut man sich das Launch-Lineup der Playstation 5 an, kann es schnell passieren, dass Sackboy: A Big Adventure da unter den Tisch fällt. Besonders im Schatten von Namen wie Demon's Souls und Spider-Man. Doch so überschaubar die Auswahl der Starttitel auch sein mag, mit dem fröhlichen Jump 'n' Run hält Sony zumindest die Vielfalt hoch, schließlich soll für jeden etwas dabei sein. Und vergisst dabei die Qualität nicht.

Sackboy ist sichtlich glücklich, wieder da zu sein.
Foto: Sony

Die Geschichte ist dabei schnell erzählt: Das Dorf des namensgebenden Sackboys wird von Bösewicht Vex überfallen, die Bewohner eingesperrt und zur Arbeit an einer Superwaffe gezwungen. Sackboy muss sie wieder befreien.

Das Ganze ist ein klassischer 3D-Jumper, Sackboy springt, schlägt, weicht aus, der Umfang der Moves ist nicht sehr gewaltig. Über eine Oberwelt sucht man sich Level aus, in die man entweder alleine oder in einer Gruppe hüpft. Nebenbei kann man seinem Sackboy noch allerlei Klamotten und Accessoires überstülpen.

Wer mag, darf sich auch (lustig verkleidete) Freunde dazuholen, um die Level zu bestreiten.
Foto: Sony

Was ist gelungen?

Das absolute Highlight des Spiels: die Musik. Jedes Level hat seinen ganz individuellen Soundtrack und geht von selbstkomponierten Stücken nahtlos in Hits von beispielsweise Bruno Mars oder Kool & The Gang über. Immer wieder gibt es auch Level, die den Takt nutzen, um damit spielerischen Schabernack zu treiben.

Apropos Level: Die sind in den meisten Fällen kreativ gestaltet und durchaus abwechslungsreich. Immer wieder gibt es Gadgets, beispielsweise den Bumerang oder den Greifhaken, oder Kniffe wie Glibber, der Sackboy an der Wand laufen lässt, die das Ganze auch noch etwas auffrischen. Dazu hie und da selbstscrollende Areale, lustige Gegnertypen, wunderschön designte Hintergründe – Sumo Digital hat hier einen guten Job gemacht.

Der Greifhaken peppt das simple Gameplay an einigen Stellen auf.
Foto: Sony

Die Steuerung ist wunderbar direkt. Deswegen macht es einfach Spaß, den Sackboy durch die verschiedenen Stages zu führen. Dass das Gameplay-technisch nicht auf höchstem Niveau ist, dazu später mehr. Dieses Niveau bringt aber die technische Umsetzung mit. Sackboy sieht wunderbar aus, läuft flüssig, und die Ladezeiten entführen wieder in einen Fluss. Spiel starten, auf der Oberwelt ein Level suchen, reinspringen, losspielen – das alles ist eine Sache von Sekunden.

Außerdem ist das Spiel toll geschrieben. Klar, die Story ist 08/15, aber die Charaktere sind ein echtes Highlight. Mama Monkey, die ihre Äffchen vermisst und Sackboy darum bittet, ihre Bananen zu beschützen; Scarlet, die dem Protagonisten immer wieder mit (mehr schlechtem als rechtem) Rat zur Seite steht; Gerald Strudelgoff, der Wildnis-Experte; ZomZom, der Sackboy einkleidet und ihn mit dem jetzt schon legendären Satz "ZomZom's – where the fashion is high and the prices ... also" verabschiedet. Jeder von ihnen hat einen lustigen Spruch auf den Lippen, jeder Charakter ist (zumindest im Englischen) professionell und originell vertont, jede Cutscene macht Spaß.

Die Charaktere sind toll – so auch Krabben-König Bogoff.
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Und auch die Klamotten für Sackboy sind super. Natürlich, das ist jetzt kein Killerargument. Aber seinem Charakter einen Wikingerbart und eine Luchador-Maske anzuziehen hat schon was.

Was ist nicht gelungen?

Das Gameplay und der Schwierigkeitsgrad könnten zu so einem Fall werden, die Betonung liegt auf "könnten". Sackboy: A Big Adventure ist ein einfaches Spiel. Besonders der Anfang kann sich etwas ziehen, weil es dann doch nicht so viel Vielfalt in den Bewegungen gibt. Man merkt dem Spiel an, dass es für eine jüngere Zielgruppe ist. Beispiel: Normalerweise hat Sackboy vier Leben, diese Option lässt sich aber ausstellen, sodass es kein Game Over gibt. Das ist aber überhaupt nicht schlimm. Denn Hardcore-Gamer bekommen zum PS5-Launch genug Titel, um sich damit abzumühen (Demon's Souls, ich schaue zu dir). Und für die, die wirklich eine Herausforderung wollen, gibt es auch Zeit-Challenges.

Einziger echter Kritikpunkt: die alte Pest der 3D-Hüpfspiele. Manchmal ist es unmöglich, die Entfernung zwischen zwei Plattformen richtig abzuschätzen. Aber wie gesagt, allzu schlimm ist ein Ableben nicht.

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Fazit

Sackboy: A Big Adventure dürfte nicht bei allen auf dem Launch-Radar sein, das sollte es aber. Denn es ist ein kurzweiliges, kreatives und einfach spaßiges Jump 'n' Run, das zwar nicht in einer Liga mit beispielsweise Rayman Legends spielt, aber damit durchaus in einem Satz genannt werden darf. Für Hardcore-Gamer dürfte es zu einfach sein, aber für jüngere Zocker ist das Ding ein Muss. Und bevor man bei Demon's Souls in den Controller beißt, hilft eine Runde Sackboy definitiv, um wieder runterzukommen. (Thorben Pollerhof, 16.11.2020)