Ab Dienstag stellen alle Schulen auf Distance-Learning um. Betreuung sowie pädagogische Unterstützung in Kleingruppen soll es weiterhin geben.

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Nach den Oberstufen stellen ab Dienstag auch die restlichen Schulen auf Distance-Learning um. Das sieht eine der APA und dem STANDARD vorliegende Punktation des Bildungsministeriums vor, Samstagabend wurde auch die Verordnung veröffentlicht. Kindergärten bleiben für Familien mit Betreuungsbedarf offen. Verpflichtend ist der Besuch im letzten Kindergartenjahr nicht mehr.

Auch an den Schulen soll es Betreuung sowie pädagogische Unterstützung in Kleingruppen geben. Der Präsenzunterricht für alle Schulen soll dann am 7. Dezember wiederaufgenommen werden – auch in den Oberstufen.

Am Montag steht noch ein normaler Schultag auf dem Programm. An diesem Tag sollen die Schüler mit Lern- und Arbeitspaketen für die kommenden drei Wochen versorgt werden. Außerdem wird erhoben, wer voraussichtlich Betreuung und pädagogische Unterstützung am Standort nutzen will.

Betreuung und Lernstationen

In den drei Wochen wird es an den Schulen einerseits Betreuung geben, andererseits werden auch "Lernstationen" eingerichtet. An diesen können im Rahmen von Kleingruppen mit pädagogischer Unterstützung Aufgaben durchgeführt werden. Sowohl dieses Angebot als auch die Betreuung können auch nur stundenweise in Anspruch genommen werden.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) betont deshalb: "Die Schulen sind nicht zu". Oben erwähnte Angebote stünden grundsätzlich allen Eltern mit Betreuungsschwierigkeiten zur Verfügung. Es werde nicht unterschieden, ob die Eltern in systemkritischen Berufen beschäftigt seien oder nicht. Kinder, die daheim keinen Arbeitsplatz oder keinen Internetanschluss haben, sollen ebenfalls in die Schule kommen, "damit die Bildungsschere nicht weiter auseinandergeht". Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) sprach auch Eltern an, die im Home Office mit der Kinderbetreuung überfordert sind. Kinder mit speziellem Förderbedarf sollen von Lehrkräften aktiv aufgefordert werden, in die Schulen zu kommen, so Faßmann in einem Elternbrief. Der Bildungsminister rechnet dabei insgesamt mit mehr Kindern in den Schulen als im Frühjahr – vermutlich würde dies eine "zweistellige Prozentzahl im niedrigen Bereich" sein.

Auch Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) betonte bei einer Pressekonferenz, dass Schulen und Kindergärten offen bleiben und die Kinderbetreuung immer sichergestellt sein werde. Wenn es in einer Betreuungseinrichtung dennoch zu positiven Fällen komme und dadurch zur Schließung oder die Kinder wegen einer Quarantäne nachhause geschickt werden, dann erhalten Eltern bis zu vier Wochen Sonderbetreuungsurlaub, betonte die Ministerin.

Grundsätzlich soll während des Distance-Learning in allen Fächern und Schulstufen nur das bisher Gelernte vertieft werden. Sofern "pädagogisch vertretbar und machbar", können aber auch neue Inhalte vermittelt werden. Die Entscheidung darüber liegt bei den Lehrern.

Schularbeiten größtenteils verschoben

In diesem Zeitraum geplante Schularbeiten werden verschoben – können sie etwa wegen der Kollision mit anderen geplanten Schularbeiten bis zum Ende des Semesters nicht mehr durchgeführt werden, dürfen sie abgesagt werden, wenn auch anders eine Note gegeben werden kann (etwa durch die Beurteilung der Mitarbeit). "Weitere schriftliche Leistungsfeststellungen" wie etwa Tests sollen nur dann stattfinden, wenn eine solche Beurteilung nicht möglich ist. An Abschlussklassen in der Oberstufe soll eine Absage von Schularbeiten möglichst vermieden werden.

Förderprogramme in Ferien

Zur Abfederung der Folgen werden in den Weihnachts-, Semester- und Osterferien Förderprogramme vor allem für Schüler mit hohen Lerndefiziten aufgelegt. Die Sommerschule 2021 soll außerdem erweitert werden. Ausgeweitet wird auch das Angebot an Förderunterricht – zum Teil in freiwilliger, aber auch in verpflichtender Form.

Neben den bisher ausgegebenen rund 11.000 Laptops und Tablets will das Bildungsministerium noch zusätzliche Geräte anschaffen. Genutzt werden sollen etwa das Portal Digitale Schule (PoDS), das Serviceportal Distance-Learning, Digi4school oder die Online-Eduthek des Bildungsministeriums und das von ihm betriebene Portal Edutube.

Kein Infektionstreiber

Weshalb man sich trotz vieler Gegenstimmen für die Fernlehre entschieden habe? Obwohl Bildung ein wichtiges gesellschaftliches Gut ist, müsse man aktuell "zur Kenntnis nehmen, dass es ein übergeordnetes Prinzip gibt", betonte Faßmann. Es gelte nun die Gesundheit zu schützen. "Die Schulen werden als Letztes geschlossen und mit dem Handel als Erstes wieder geöffnet", versicherte Faßmann. Und: "Die Schulen sind keine Treiber der Infektion, sie sind aber auch nicht frei davon."

Man werde die neue Zeit des Distance-Learnings besser im Griff haben als im Frühjahr, ist sich der Minister sicher. Bis inklusive 6. Dezember ist die Fernlehre angesetzt. Danach sollen auch die Oberstufen wieder zurück an die Schulstandorte kommen. Dann werde man Maßnahmen setzen, die zu geringen Infektionen beitragen.

Verstärkte Fernlehre auf Hochschulen

Auf Versäumnisse bei der Teststrategie an den Schulen wollte sich Faßmann nicht festlegen. So seien etwa die Antigentests, mit denen Infektionen ab einer bestimmten Viruslast schnell erkannt werden können, erst seit kurzem am Markt. "Selbstkritisch, aber auch medienkritisch" müsse man aber auch festhalten, dass die Infektionszahlen erst in den vergangenen beiden Wochen dramatisch gestiegen seien – das habe man schwer vorhersehen können.

An den Hochschulen soll jetzt noch stärker auf Fernlehre gesetzt werden. "Normale" Lehrveranstaltungen würden im Distance-Learning stattfinden, Laborlehre oder künstlerischer Unterricht sei allerdings weiter unter strengen Hygienebedingungen vor Ort möglich.

In Sonderschulen findet laut Bildungsministerium weiterhin Präsenzunterricht statt. Die Schulleitung könne aber in Ausnahmefällen ein Fernbleiben vom Unterricht von Schülerinnen und Schülern genehmigen. (APA, red, 14.11.2020)