Angestellte eines Madrider Krankenhauses demonstrieren gegen ihre geplante Versetzung an ein neues Corona-Spital. Dann nämlich, meinen sie, würden sie an ihren aktuellen Arbeitsstätten fehlen.

Foto: EPA / Fernando Villar

Eine Heldentat", über die "die Welt staunen wird". Wenn Isabel Díaz Ayuso, die Chefin der Regierung der Autonomen Region Madrid, dieser Tage ein Mikrofon zu sehen bekommt, schwärmt sie in den höchsten Tönen. Es geht um das Starprojekt der Politikerin der konservativen Volkspartei (PP), die in Koalition mit den rechtsliberalen Ciudadanos und mit parlamentarischer Unterstützung der rechtsextremen Vox die Geschicke der spanischen Hauptstadtregion lenkt: das "Hospital der Pandemien".

Nach etwas mehr als drei Monaten Bauzeit sollen in der zweiten Novemberhälfte 80.000 Quadratmeter mit 1000 Betten und 48 Intensivplätzen eingeweiht werden. Doch statt Lob gibt es scharfe Kritik.

"Nach den Flughäfen ohne Flugzeuge kommen jetzt die Spitäler ohne Personal", beschwert sich die Sprecherin der Oppositionspartei Más Madrid, Mónica García. Denn für das neue Hospital wird kein zusätzliches Personal eingestellt. Deshalb drohen jetzt Zwangsversetzungen aus anderen Spitälern. Doch diese stehen schon jetzt knapp vor dem Kollaps, sagt die Gewerkschaft.

Einrichtungen geschlossen

In Madrid fehlt es an allen Ecken und Enden an Gesundheitspersonal. Die seit Monaten versprochenen Neueinstellungen blieben großteils aus. Über 70 Zentren für die Grundversorgung in Stadtteilen und Dörfern sind seit der ersten Infektionswelle im Frühjahr geschlossen. Das Personal wurde zur Covid-19-Bekämpfung abgezogen. In Madrid fehlt es auch an Kontaktverfolgern.

Das neue Hospital wäre zudem wohl gar nicht nötig gewesen. Denn in der Region stehen in mehreren Krankenhäusern ganze Stockwerke oder gar ganze Flügel mit insgesamt 1700 Betten leer. Es handelt sich um Spitäler aus dem vergangenen Jahrzehnt, die nie komplett geöffnet wurden. Allein im Arbeiterviertel Vallecas sind trotz Covid-19 Intensivplätze außer Betrieb.

Spital als Zwischenlager

Auch wenn das Hospital der Pandemien letztendlich die Versorgung der Madrilenen nicht verbessert, so hat es doch einen Nutzen. Die Großen der Baubranche – unter ihnen der Präsident des Rekordfußballmeisters Real Madrid, Florentino Pérez, haben verdient. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 51 Millionen Euro. Nur drei Monate später kostet das Gebäude doppelt so viel.

Díaz Ayuso will um jeden Preis aus den Negativschlagzeilen heraus. So bot sie Mitte der Woche an, dass die Impfstoffe gegen Corona auf dem Weg vom Flughafen ins ganze Land im Hospital der Pandemien gelagert werden könnten. Die Zentralregierung lehnt ab, da es bereits ein Verteilersystem gebe. (Reiner Wandler aus Madrid, 16.11.2020)