Auch der Beat Saber-Streamer RitualNeo hat aus Protest die Musik abgedreht.

Foto: Twitch/RitualNeo

Anderen Menschen beim Spielen zusehen ist für viele Menschen eine geschätzte Freizeitbeschäftigung geworden – gerade zu Zeiten der Pandemie und des Social Distancings. Doch im Land der Games und Webcams hängt der Haussegen schief. Immer mehr Videos werden seitens der Plattform seit einiger Zeit gelöscht.

Ursache ist eine Beschwerdeflut seitens der Musikindustrie, die auch Twitch selbst nach eigenen Angaben überrascht hat. Viele Streamer üben sich mittlerweile in Protest und zeigen mit der Protestaktion #DMCAsoundoff auf, wie absurd die Situation in ihren Augen ist.

Plötzlich tausende Anträge pro Woche

DMCA referenziert dabei auf den "Digital Millenium Copyright Act". Auf diese US-Urhberrechtsregelung berufen sich viele Beschwerden, die urheberrechtsgeschützte Musik in teilweise jahrealten Videos beanstanden. Teilweise trifft das sogar Soundeffekte, beispielsweise bestimmte Windgeräusche im Online-Rollenspiel World of Warcraft.

Üblicherweise habe man pro Jahr weniger als 50 solcher Copyright-Beschwerden erhalten, erläutert Twitch in einem Blogpost. Seit vergangenem Mai allerdings würden im Namen der Musiklabels plötzlich wöchentlich tausende Anträge eingehen. Diesen war man ursprünglich nachgekommen und hatte Clips entfernt und Warnungen verteilt.

Aufgrund des schieren Volumens und dem Aufstand seitens der Community will man den Usern nun bessere Werkzeuge an die Hand geben, um mit der Situation umzugehen und außerdem auch mehr Informationen hinsichtlich der urheberrechtlichen Anforderungen bei der akustischen Begleitung von Streams bereitstellen. Vorläufig verteilt man keine Warnungen mehr, die immerhin auch zu temporären Sperren oder Schließung von Kanälen führen können.

Spieler streamen stumm

Viele Streamer protestieren derweil auf kreative Weise. Von den DMCA-Takedowns besonders betroffen sind jene, die vor Publikum Games spielen, die inhärent auf die Wiedergabe von Musik angewiesen sind. Darunter fallen etwa Spiele wie Rocksmith oder Beatsaber, bei denen die Spieler ihr Geschick im Rhythmus der Stücke erproben. Immer wieder erwischt es aber auch andere Streamer, wenn etwa im Soundtrack eines Spieles lizensierte Musik vorkommt, die im Stream zu hören ist.

Twitch selbst hat vorläufig keine befriedigende Lösung anzubieten. Man verspricht, mit den Musiklabels über mögliche Lizensierungsoptionen zu verhandeln. Bis dahin rät man den Nutzern allerdings, bei ihren Streams die Spielmusik abzudrehen, wenn anzunehmen ist, dass geschützte Werke zu hören sind, die nicht vom Entwickler des Spiels selbst erstellt oder beauftragt wurden. Zudem rät man dazu, auch ältere Clips auf mögliche Verstöße zu durchforsten und gegebenenfalls zu löschen.

Das Problem mit diesem Zugang zeigt nun #DMCAsoundoff an. Unter diesem Hashtag streamen Spieler nun ihre Games ohne Sound oder mit selbst improvisierten Sounds. Die Zukunft für die besonders betroffenen Streamer ist derweil aber noch ungewiss. Für sie wird es davon abhängen, wie schnell Twitch mit den Labels zu einer Lösung kommt. (gpi, 16.11.2020)