Wir sind eine sehr junge Familie, das gilt insbesondere für Mika, für mich ja schon weniger. Aber ich bemühe mich, seinetwegen und auch meinetwegen. Und unseretwegen. Der Seat Leon kam da gerade recht, um diese Bemühungen zu unterstützen.

Während die Schwestermarke Škoda eher auf der braven und vernünftigen Schiene unterwegs ist, nicht altvaterisch, sondern praktisch, hat Seat von jeher einen etwas sportlicheren Anspruch, spanisches Temperament, das dann auch jüngere Leute anspricht.

Ein Männlein steht vorm Walde: Der Leon Kombi brachte ihn wohlbehütet und wohlbemützt nach Kärnten zur Oma.
Foto: Völker

Also Seat Leon, und das als Kombi, geliefert mit einer insgesamt sehr guten und kompletten Ausstattung. 30.000 Euro nackt und 34.000 Euro für die komfortable und elegante Vollausstattung sind einmal ein fairer Preis. In unserem Fall bekommt man dafür einen Turbo-Benziner, die gut erprobte Massenware, vier Zylinder, 1,5 Liter Hubraum, 150 PS. Da gibt es nichts daran auszusetzen, das funktioniert und passt prächtig.

In Kombination mit einem handgeschalteten Sechs-Gang-Getriebe ergibt das sogar eine erstaunlich sportliche Variante. Persönlich würde ich mittlerweile das Doppelkupplungsgetriebe bevorzugen, aber wer es tatsächlich knackig und sportlich mag, wird mit dem Handschalter seine Freude haben. Man dreht mit Sicherheit höher, als es mit der Automatik geschehen würde, man schöpft den Drehzahlbereich weiter aus, das hält einen jung und in Bewegung, ohne dass man deshalb schon auf der blöden Seite wäre.

Was den Seat Leon grundsätzlich zu einem vernünftigen Familienwagen macht, ist und war immer schon die Kombiausführung.
Foto: Völker

Planmäßiges Wegknicken

Grafik: Der Standard

Für die bei- und mitfahrenden Menschen, die sportlichen Antritt im gemeinsamen Fortbewegungsmittel üblicherweise nicht lieben, lässt sich das noch gut ertragen. Was aber doch allen auffällt: Der Wagen liegt hart auf dem Asphalt, man spürt die Straße recht gut, das muss man auch mögen. Junge Menschen tun sich damit wahrscheinlich ein Alzerl leichter.

Was ich zudem sagen kann: Mika knickte planmäßig weg, sobald wir zweimal um die Kurve gefahren sind, sofern er nicht entertaint wird oder in Erwartung der Waschstraße ist, für ihn quasi ein bubenhaftes Erweckungserlebnis. (Instinktiv zog Mika den Kopf ein, als die erste Bürste über den Wagen rollte. Dann konnte er nicht genug von Wasser, Schaum und Bürsten bekommen.) Aber nicht nur er schlief den Schlaf der Seligen, sondern auch seine Mama, was dem Wagen (und seinem Lenker) ein gutes Zeugnis ausstellt.

Was den Seat Leon grundsätzlich zu einem vernünftigen Familienwagen macht, ist und war immer schon die Kombiausführung. Da ist reichlich Platz für Ausflüge und Urlaube, und auch der Kinderwagen lässt sich leicht verstauen – oder die Kletterausrüstung, was auch immer die jeweiligen Notwendigkeiten oder Hobbys sind.

Insgesamt stellen wir dem Leon, der hier ja bereits in seiner vierten Generation gut gebürstet anritt, ein schönes Zeugnis aus, die gelegentliche Schroffheit muss man in Kauf nehmen oder wollen, das merkt man bei der Betragensnote. (Michael Völker, 25.11.2020)