Ein Bild aus anderen Zeiten. Einen Handshake gibt es derzeit bei Besichtigungen nicht, außerdem gilt: Maske tragen, Abstand halten.

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Der Wohnimmobilienmarkt hat sich von Corona bisher weitgehend unbeeindruckt gezeigt. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr berichteten Immobilienprofis sogar von einer gestiegenen Nachfrage, denn Homeoffice und Homeschooling haben die Schwächen vieler Wohnungen offensichtlich gemacht.

Nun kommt also ein zweiter harter Lockdown. Die gute Nachricht für Wohnungssuchende: Wohnungsbesichtigungen sollen unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen weiterhin möglich sein. Davon geht Michael Pisecky, Fachgruppenobmann der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Wien, im Gespräch mit dem STANDARD aus. Allerdings werde versucht, möglichst viele Beratungen telefonisch und online durchzuführen – und persönliche Termine vor Ort nur dann abzuhalten, wenn sie wirklich notwendig sind. Auch Wohnungsübergaben und -rücknahmen würden weiterhin durchgeführt.

Die Branche sieht sich für die kommenden Wochen jedenfalls gut gerüstet. "Wenn ein Kunde besichtigen will und wir nichts Gegenteiliges hören, werden wir das machen", sagt Sandra Bauernfeind, Wohnimmobilienexpertin bei EHL Immobilien. An Termine mit Maske, Desinfektionsmittel und ausreichend Abstand habe man sich in den letzten Monaten ohnehin schon gewöhnt.

Vermehrt Online-Besichtigungen

Schon im ersten Lockdown wurde auf virtuelle Besichtigungen und 360-Grad-Rundgänge gemeinsam mit dem Makler beziehungsweise der Maklerin gesetzt. Das wird nun wieder gemacht, damit sich Wohnungssuchende vorab schon einen guten Eindruck von der Wohnung verschaffen können. Pisecky rechnet nun, so wie im ersten Lockdown, aber ohnehin mit einem kurzfristigen Rückgang der Nachfrage in dieser und der kommenden Woche. Bis Ende des Monats werde sich die Nachfrage aber wieder normalisieren. Schon in den letzten Tagen und Wochen seien Besichtigungen von besonders vorsichtigen Wohnungssuchenden eher abgesagt worden.

Nach der ersten Corona-Welle im Frühjahr waren bei der Wohnungssuche Freiflächen wie Balkone ein großes Thema. "Viele überlegen sich auch ein Extrazimmer", sagt Bauernfeind, denn Homeoffice am Küchentisch ist in den meisten Fällen nicht praktikabel. Oft bleibt es aber beim Traum von der größeren Wohnung: "Das Einkommen ist der limitierende Faktor", sagt Bauernfeind.

Wenig Angebot

Generell gebe es aktuell kein "Nachfragethema, sondern ein Angebotsthema", so Pisecky. Denn Bestandsimmobilien – Wohnungen, Häuser und Grundstücke – kämen heuer weniger auf den Markt. "Das Angebot wird immer kleiner", so Pisecky, weil Eigentümer, die nicht dringend darauf angewiesen sind, ihren Verkauf angesichts der Corona-Krise lieber verschieben. "Das merken wir seit dem Frühjahr – und es ist über den Sommer nicht wirklich besser geworden", so Pisecky. "Das Wenige, das wir haben, verkaufen wir rasch." Das sei natürlich auch ein Preistreiber. (Franziska Zoidl, 16.11.2020)