Birgit Hebein wurde nicht zur grünen Klubobfrau gewählt. Stattdessen wurde der bisherige Amtsinhaber David Ellensohn bestätigt.

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Wien – Bei den Wiener Grünen musste die gewählte Parteichefin und scheidende Vizebürgermeisterin Birgit Hebein am Montag eine herbe Niederlage einstecken. Sie kandidierte bei der internen Wahl um den Chefposten des grünen Klubs im Rathaus. Bei den Grünen, die nach zehn Jahren Regierungsarbeit wieder in die Oppositionsrolle geschlittert sind, ist diese Führungsposition bedeutend.

Hebein unterlag aber laut Aussendung der Grünen: Der bisherige Klubobmann David Ellensohn wurde "in seiner Rolle als Klubobmann klar bestätigt". Ellensohn bringt laut den Grünen Erfahrung in Regierungs- wie Oppositionsarbeit mit und soll auch "gute Kontakte in die neue Stadtregierung" haben – etwas, das man Hebein nach dem Rauswurf der Grünen aus der Koalition nicht mehr in so großem Maße zutraut.

Hebein sagte nach der Entscheidung des Gemeinderatsklubs: "Wir werden jetzt niemandem den Gefallen tun, uns mit uns selbst zu beschäftigen." Die Wählerinnen und Wähler würden sich erwarten, "dass wir für die Zukunft der Stadt arbeiten – gerade angesichts der dramatischen Corona- und Klimakrise. Rot-Pink bekommt keine Schonfrist, sie können mit starken Grünen rechnen", meinte Hebein.

Ernüchterung nach bestem Wien-Wahl-Ergebnis

Bei der Wien-Wahl hatten die Grünen mit ihrer Spitzenkandidatin 14,8 Prozent erreicht. Trotz des bisher besten Ergebnisses in Wien büßt Hebein aber grün-intern signifikant an Einfluss ein. Ihr bleibt vorerst nur die Rolle der Parteichefin, zu der sie vor zwei Jahren bis Ende 2021 gewählt wurde. Zudem wird sie parteiintern auch dafür verantwortlich gemacht, dass die Grünen nach zehn Jahren Beteiligung wieder aus der Stadtregierung flogen.

Im Stadtsenat stehen den Grünen zudem zwei Posten als nichtamtsführende Stadträte zu. Hebein hatte auch für eines dieser Ämter kandidiert, bestätigte ein Sprecher der Partei. Allerdings entschied sich der von zehn auf 16 Mitglieder angewachsene grüne Klub dafür, Peter Kraus und Judith Pühringer aufzustellen. Kraus war Nummer zwei der grünen Liste für die Wien-Wahl, Pühringer stand auf Platz drei.

Hebein kündigte nun an, sich "parteiintern" über ihre Zukunft bei den Grünen zu beraten. Sie habe sich in den vergangenen Monaten "mit voller Kraft" auf ihre Funktion als Stadträtin und Vizebürgermeisterin und "weniger auf klubinterne Dynamiken" konzentriert, hielt sie in einem Twitter-Posting fest. Dem Vernehmen nach soll Hebein in der Partei noch für diese Woche eine Entscheidung angekündigt haben. Am Freitag müssen im Parteirat zudem die beiden Stadtratsposten bestätigt werden.

Kraus, der 2018 bei der Abstimmung um die Spitzenkandidatur bei den Grünen noch Hebein unterlegen war, sprach von einem "Zukunftsteam". Zum bekanntgewordenen rot-pinken Pakt meinte Kraus: "Derzeit sind nur Überschriften bekannt, auf die Taten wird es ankommen." (David Krutzler, 16.11.2020)