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Ein bisschen wie bestellt und nicht abgeholt: Vertrauen, Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls, darauf warten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade jetzt. Führungskräfte finden das nicht ganz so prioritär.

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Führungskräfte stehen derzeit mehr denn je auf dem Prüfstand. Aus diesem Grund hat Deloitte Österreich im September im Rahmen eines Pulse Survey 277 Unternehmensvertreter in leitenden Funktionen aus ganz Österreich zum Thema Führung in Krisenzeiten befragt. Das Ergebnis: Vielerorts haben die Führungskräfte einen Aufgabenspagat zu meistern.

"Führungspersonen müssen derzeit besonders vielen Erwartungen gerecht werden. Einerseits sind sie maßgeblich für das wirtschaftliche Überleben ihrer Unternehmen verantwortlich, andererseits sollen sie Orientierung geben und Innovation forcieren. Dieser Spagat ist nicht einfach", sagt Gudrun Heidenreich-Pérez, Senior Managerin bei Deloitte Österreich.

Die Ergebnisse im Detail: Für 54 Prozent der befragten Unternehmensvertreter hat das wirtschaftliche Fortbestehen jetzt oberste Priorität. Die Sicherstellung des Zusammengehörigkeitsgefühls (23 Prozent) und der Mitarbeitermotivation (26 Prozent) sowie die Organisation der Zusammenarbeit (30 Prozent) stehen hingegen weniger im Fokus. Dabei wären das wichtige Hebel. "Gerade in Zeiten des Lockdowns und verstärkten Homeoffices sollte der Teamgeist noch bewusster durch die Führung gestärkt werden. Das braucht es, damit im Unternehmen alle an einem Strang ziehen", erklärt die Deloitte-Expertin.

Theorie versus Praxis

Auch die Fähigkeit, Verantwortung abzugeben, ist laut der Umfrage essenziell. Mit 66 Prozent wird Vertrauen in die Mitarbeiter mit Abstand als wichtigste erforderliche Führungseigenschaft in Krisenzeiten genannt. Auch die Offenheit, Neues auszuprobieren, erachten 51 Prozent der Befragten als sehr wichtig. In beiden Punkten herrscht in der Praxis jedoch Aufholbedarf.

"Im eigenen Unternehmen ist das Vertrauen der Führungskräfte in die Kompetenzen anderer mit lediglich 23 Prozent nicht besonders stark ausgeprägt. Auch bei der Experimentierfreude gibt es laut 37 Prozent der Unternehmen noch Luft nach oben. Diese Eigenschaft wäre in der Krise besonders wichtig, um die angestrebte Innovation erfolgreich voranzutreiben", so Heidenreich-Pérez.

Virtuelle Fitness

Die durch Covid-19 bedingte Verlagerung des Arbeitsalltags ins Homeoffice war für viele Unternehmen ein Kraftakt. Laut 72 Prozent der Befragten sind die Führungskräfte in puncto virtuelle Mitarbeiterführung jedoch ausreichend bis bestens vorbereitet. Mehr als die Hälfte gibt an, dass der interne Informationsfluss in der Corona-Krise erfolgreich aufrechterhalten und eine gute Verbindung zu den Mitarbeitern gehalten wurde. Gerade den Umgang mit digitalen Kommunikationsformen haben viele Führungskräfte rasch gelernt und werden diese auch in Zukunft intensiv einsetzen.

Leadership auf Distanz sollte jedoch nicht auf die Fertigkeit im Umgang mit technologischen Tools reduziert werden. "Technologie ist ein Hilfsmittel, um in Verbindung zu bleiben – für reale Verbundenheit braucht es mehr. Resilienz, Weitblick und Wertschätzung sind hier wichtige Attribute", ergänzt Heidenreich-Pérez.

Verstärkter Support für Führungskräfte

In den letzten sechs Monaten wurden die Führungskräfte bei fast der Hälfte der befragten Unternehmen mittels E-Learnings, Webinaren und individuellen Coachings besonders unterstützt. In genauso vielen Fällen gab es jedoch kein spezielles Angebot. 57 Prozent der Unternehmen wollen hier in Zukunft verstärkt Maßnahmen setzen. Dabei soll besonders auf individuelle Bedürfnisse eingegangen werden.

"Die Corona-Krise wird noch länger andauern und die Führungsebenen weiter fordern. Den Unternehmen ist das laut unserer Umfrage auch weitgehend bewusst. Sie wollen nun verstärkt in individuelle Entwicklung und Begleitung der Führungskräfte investieren. Das ist der richtige Schritt, um die Krise erfolgreich zu meistern". (red, 20.11.2020)