Pattonimus ecominga, einer der neu entdeckten Nager.

Foto: Forschungsmuseum Koenig

Ein internationales Forscherteam hat in zwei Schutzgebieten der ecuadorianischen Bioregion Chocó drei bislang unbekannte Arten von Reisratten entdeckt, die offenbar eine eigene Gattung bilden. Zwei der neuen Spezies wurden nun im Fachblatt "PeerJ" beschrieben, die dritte wurde ausschließlich genetisch anhand eines Jungtieres nachgewiesen. Hier brauche es noch die Erhebung weiterer Daten, um diese Art ebenfalls beschreiben zu können.

Das Team, dem auch Claudia Koch vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn angehörte, entdeckte die Tiere im Rio Manduriacu- und dem Dracula-Reservat im Nordwesten Ecuadors. Wie die Wissenschafter berichten, weist die neue Gattung, obwohl sie äußerlich den Arten der Gattungen Nephelomys und Tanyuromys ähnelt, innerhalb des Stammes der Reisratten (Oryzomyini) ein einzigartiges Zahnmuster auf. Eine Kombination aus genetischen und morphologischen Daten deutet darauf hin, dass die neue Gattung als Schwester der Gattung Mindomys anzusehen ist.

Getrennte Waldbewohner

Die erste neu beschriebene Art (Pattonimus ecominga) bewohnt Nebelwälder in Höhen zwischen 1.600 und 2.300 Metern. Pattonimus musseri, die zweite Spezies, ist hingegen auf montane Tieflandwälder in 1.200 Metern Seehöhe beschränkt. Der genetische Nachweis der dritten Art konnte wiederum anhand eines Jungtiers im Bergwald des Otonga-Reservats nachgewiesen werden – hier sind aber noch mehr Daten nötig.

Den Forschern zufolge scheint die neue Gattung Pattonimus auch im äußersten Süden Kolumbiens vorzukommen und ist dort wahrscheinlich ebenfalls durch eine bisher nicht beschriebene Art vertreten, die jedoch noch nicht genetisch untersucht werden konnte. Die Arten der neuen Gattung sind räumlich durch tiefe Flussschluchten, die sich durch die Andenwälder ziehen, getrennt.

"Leider sind die kolumbianischen und ecuadorianischen pazifischen Nebelwälder einem raschen anthropogen verursachten Wandel unterworfen. Obwohl die Populationen von Pattonimus ecominga relativ zahlreich sind und in Schutzgebieten vorkommen, bleibt die Verbreitung der beiden anderen Arten auf bedrohte Waldfragmente beschränkt", schreiben die Forscher in einer Aussendung. Die Reservate Rio Manduriacu und Dracula im Nordwesten Ecuadors seien wichtige Lebensräume für endemische kleine Wirbeltiere, aber durch die Ausweitung von Bergbaukonzessionen zunehmend bedroht. (red, 16.11.2020)