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Maia Sandu punktete mit dem Thema Korruption.

Foto: AP / Rovelio Buga

In der zwischen Rumänien und der Ukraine gelegenen GUS-Republik Moldau hat die proeuropäische Kandidatin Maia Sandu die Präsidentschaftswahlen gegen Amtsinhaber Igor Dodon gewonnen. Laut vorläufigen Ergebnissen kommt Sandu in der Stichwahl auf 57,75 Prozent, der prorussische Sozialist holte 42,25 Prozent der Stimmen.

Sandu setzte im Wahlkampf auf den Kampf gegen die Korruption. Die Rhetorik verfing, ist das Land doch seit Jahrzehnten von Krisen und Korruption gezeichnet. Dodon seinerseits gelang es nicht, die Moldauer hinter sich zu vereinigen. Im Gegenteil, mit scharfen Bemerkungen über "Parallelwähler", also im Ausland lebende Moldauer, die abstimmten, obwohl sie keine Ahnung von den Lebensverhältnissen im Land hätten, verstimmte er die Diaspora, die fast geschlossen Sandu wählte. Meldungen, dass Dodon seine Reden im Kreml vorlege, kamen ebenfalls nicht gut an.

Die 48-jährige Ex-Regierungschefin, die als ehemalige Weltbankmitarbeiterin vor allem im Wirtschaftsbereich als kompetent gilt, will das Land wieder stärker Richtung EU orientieren. "Wir müssen zu einer balancierteren Außenpolitik und guten Beziehungen zu Rumänien und der Ukraine, zur EU und den USA zurückkehren", sagte sie und versprach die Integration des Landes in die EU voranzutreiben.

Gespaltenes Land

Der Westkurs birgt allerdings auch Risiken: Die Gesellschaft in Moldau ist tief gespalten zwischen dem proeuropäischen und dem prorussischen Lager. Zudem hat Russland über die abtrünnige Region Transnistrien und die dort stationierten russischen Soldaten Hebel, um die Regierung in Chişinău zu destabilisieren.

Kremlchef Wladimir Putin gratulierte der Wahlsiegerin am Montag und sprach seine Hoffnung auf konstruktive Beziehungen aus. Dass Sandu in Moskau aber durchaus kritisch gesehen wird, dokumentieren Aussagen anderer russischer Politiker. So drohte der außenpolitisch aktive Senator Konstantin Kossatschow indirekt mit einem Zerfall der Republik, sollte das Land einen klar prowestlichen Kurs einschlagen. Neben Transnistrien habe nämlich auch die autonome Region Gagausien mit überwältigender Mehrheit für Dodon gestimmt, erinnerte Kossatschow.

Die turksprachige Region ist potenziell ein weiterer Brennpunkt, in dem separatistische Bestrebungen aufflammen könnten. (André Ballin aus Moskau, 16.11.2020)