Foda ärgert die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

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Schön langsam entwickelt die österreichische Fußballnationalmannschaft die Eigenschaft, sich etwas ins Abseits zu spielen. Interessanterweise passiert das mit Siegen, die allesamt ein bisserl traurig sind. Das 2:1 am Sonntagabend in Wien gegen frustrierte Nordiren (sie unterlagen im Finale um die EM-Teilnahme der Slowakei) hatte den Unterhaltungswert des Wetterpanoramas vom Vortag. Es wurde recht planlos gekickt. Auch das 3:0 im Test gegen Luxemburg war in erste Linie fad.

In den grauslichen Zeiten der Pandemie giert der Mensch nach Abwechslung, nach Spaß, nach Spannung. All das liefert Österreichs Auswahl nicht, natürlich nicht absichtlich. Sie versteckt das vorhandene Potenzial. Wobei Spannung und Nations League nur bedingt zusammenpassen. Teamchef Franco Foda gewinnt und gewinnt (mit einer Doppelsechs), vielleicht ist er der Erfinder des ergebnisorientierten Fußballs. Wobei die Gegner nicht zu den Größen zählen. Nordirlands B-Team bescherte den fünften Sieg in Serie.

Leicht beleidigt

Foda reagiert auf Kritik leicht beleidigt, wobei er eingesteht, "dass manchmal Tempo und Tiefgang fehlen". Er zieht es vor, die Moral und den Willen zu loben, auch am Sonntag wurde ein 0:1-Rückstand aufgeholt. Er könnte großen Wert darauf legen, zu betonen, ein glückliches Händchen gehabt zu haben, schließlich hat er und kein anderer die Torschützen Louis Schaub und Adrian Grbic eingewechselt.

Aber diese Eitelkeit ist dem Deutschen nicht gegeben, was zumindest nicht unerfreulich ist. Jeder Trainer hätte in diesem Trauerspiel getauscht. Schaubs Tor war übrigens abseits, weshalb es in der Nations League keinen Videobeweis gibt, weiß der europäische Verband. Andererseits wäre mit Überwachung ein Elferfoul an Marcel Sabitzer geahndet worden, es handelte sich somit um ausgleichende Ungerechtigkeit.

Arnautovic erleichtert

Auch Marko Arnautovic ist dank Foda ins Spiel gekommen (63.), er bereitete das zweite Tor mustergültig vor. Der um siebeneinhalb Kilo erleichterte Arnautovic wurde am Montagnachmittag via Zoom zugeschaltet. Der 31-Jährige war ja ein Jahr weg, durfte nicht raus aus China. "Es war ein gutes Gefühl, im Team zu sein. Meine Aufgabe ist, zu helfen, das ist gelungen. Es war für mich zuletzt nicht einfach, immer wieder Quarantäne, Probleme mit dem Knie und der Muskulatur." Er bleibe selbstverständlich Fußballer bei Schanghai. "Ich bin zufrieden dort, es ist überragend."

Natürlich sind die aktuellen Umstände nicht gerade leistungsfördernd, Corona hat die Regie übernommen. Wobei Österreich wenigstens im Fußball mit einem blauen Auge davongekommen ist. Nur Christoph Baumgartner musste vorgegeben werden, er befindet sich in Hoffenheim in Quarantäne.

Wettbewerbsverzerrung

Das Match am Mittwoch im Happel-Stadion gegen Norwegen (20.45 Uhr) ist jedenfalls skurril, wettbewerbsverzerrend. David Alaba und Co könnten sich eine 0:1-Niederlage leisten, um in die Liga A aufzusteigen. Norwegens A-Team um Superstar Erling Haaland befindet sich in Isolation. Nach einem positiven Corona-Test von Galatasaray-Profi Omar Elabdellaoui untersagten die Gesundheitsbehörden zunächst die Ausreise. Das für Sonntag angesetzte Match in Rumänien wurde gestrichen, dürfte mit 0:3 strafverifiziert werden.

Es wurde eiligst ein Notkader einberufen. U21-Coach Leif Gunnar Smerud ersetzt Lars Lagerbäck. Nur fünf Kicker haben A-Team-Erfahrung, es muss zumindest sechs Debütanten in der Startelf geben. Mit Ausnahme des Ex-Rapidlers Veton Berisha von Viking Stavanger kommen ausschließlich Legionäre nach Wien. Smerud: "Es ist ein aufregender Kader."

Foda kann sich ein Videostudium sparen, es gibt kein Bildmaterial. "Ich hätte lieber gegen das A-Team gespielt." Das Treffen wird trotzdem als Ländermatch gewertet, Foda kann die Serie ausbauen, die Moral loben. Arnautovic: "Wir wissen nicht, wie sie agieren. Aber wir schauen auf uns." (Christian Hackl, 16.11.2020)