Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung ist nicht die erhoffte Breath of the Wild-Fortsetzung, spielt aber im selben Universum und überrascht mit unterhaltsamem Gameplay.

Nintendo

Bekanntes Universum

100 Jahre vor The Legend of Zelda: Breath of the Wild angesiedelt, erzählt das Game die letzten Tage vor dem Untergang Hyrules. Prinzessin Zelda, Link und Impa – die hier als junge Frau in Erscheinung tritt – rekrutieren die sogenannten Recken, um Ganon und die namensgebende Verheerung aufzuhalten.

Das Spielprinzip ist schnell erklärt: Mit einer Figur aus der Zelda-Welt stürzt man sich in Horden von Feinden und haut drauf bis zum Gehtnichtmehr. Es ist spaßig und ungemein befriedigend zugleich, hunderte Monster mit einem kurzen Hieb oder mächtigen Kombos zu beseitigen. Jede Spielfigur besitzt dafür spezielle Eigenschaften: Link ist der klassische Schwertkämpfer, Zelda greift auf Modulmagie zurück, und Impa schlägt mit schnellen Ninjakräften zu. Im Laufe von Zeit der Verheerung kommen erwähnte Recken, wie Blitz-Queen Urbosa oder Pfeil-und-Flug-Profi Revali, als spielbare Figuren hinzu.

In den Hauptmissionen treibt man die Story voran, während in etlichen Sidequests Krieger und Kämpfer aufgelevelt werden können. So muss man es in einer Nebenmission mit lauter Gegnern aufnehmen, die Elektrizität bei strömenden Regen einsetzen, was sich in einer rapide sinkenden Lebensenergieleiste niederschlägt. In einer anderen wiederum müssen über zehn Minuten lang stark belagerte Vorposten verteidigt werden.

In allen Quests trifft man nicht nur auf Feinde Marke Massenware, es tauchen auch Boss-ähnliche Viecher auf, die etwas an Taktik, treffsichere Komboattacken und Ausdauer abverlangen. Diese Kontrahenten erfordern meistens den Einsatz von Modulen, die aus Breath of the Wild bekannt sind – Stasis, Bombe, Cryo und Magnet – um sie besiegen zu können. Und ja, Zelda setzt sie dementsprechend doppelt ein, was sie zu einer etwas verwirrenden Kämpferin macht.

So actionreich kennt man die Serie sonst nicht.
Foto: Nintendo

Was ist gut gelungen?

Das Gute an diesem unechten Zelda ist das viele Zelda. Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung hat mehr Story als Breath of the Wild und darf für all jene ein Trostpflaster sein, die dort einen lineareren Erzählstrang vermissten. Hinzu kommt, dass die Entwickler des Spin-offs Nintendo beeindruckend zeigen, wie es ist, mal nicht mit Link spielen zu dürfen/müssen – oder mit einem Mann. Leichtgewichte und Schwergewichte stehen ebenso als Spielfiguren zur Auswahl wie jene, die auf Magie setzen oder physische Kraft bevorzugen.

Grafisch wie soundtechnisch kann Zeit der Verheerung überzeugen, sogar in den unübersichtlichen Kampfgelagen kommt es zu keinen erkennbaren Einbußen. Aber der Screen ist oft so mit Feinden überfüllt, dass es eh nicht auffallen würde.

Mit Effekten wird nicht gespart. Jeder Held bringt eigene Fähigkeiten mit.
Foto: Nintendo

Was ist weniger gut gelungen?

Diese Überfüllung des Screens führt im Handheld-Modus leider zu einer überfordernden Unübersichtlichkeit. Das – gewollte – Chaos lässt sich einfach besser auf einem größeren Bildschirm erleben, für zwischendurch oder die relativ kurzen Sidequests funktioniert der Handheld-Mode allemal.

Nicht darüber hinwegtäuschen kann das Hack-and-Slay von Entwickler Koei Tecmo, dass es nicht wirklich viel zu bieten hat außer eben hacken und slayen. Es macht schon Spaß, wie wild auf tausende Gegner einzudreschen, nur kann es schnell monoton werden, die immer gleichen Aktionen gebetsmühlenhaft zu wiederholen. Vielleicht dauern deswegen Nebenmissionen nur ein paar Minuten für ein Gaming-Intermezzo, damit das eben nicht passiert. Und sorry, Daruk, aber das Game ist nicht gerade dazu ausgelegt, alle verfügbaren Charaktere gleichermaßen zu trainieren. Sobald man einen Favoriten hat, werden andere Kämpfer nur stiefmütterlich behandelt.

Das bekannte Setting lässt die Herzen der meisten "Zelda"-Fans wohl schneller schlagen.
Foto: Nintendo

Fazit

Ja, das Spiel ist kein richtiges Zelda, aber man nimmt, was man kriegt. Und Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung überrascht: Das befriedigende Gameplay, massenhaft Monster zu verdreschen, mit den Figuren aus Zelda und einer spannenden Vorgeschichte zu Breath of the Wild zu vermischen, ist ein "match made in heaven". Wer wollte nicht immer schon als Gorone Feinde in den Boden stampfen? Oder als Gerudo-Königin Blitze auf Widersacher regnen lassen? Auch wenn Zeit der Verheerung in der Monotonie stecken bleibt, ist es für ein kurzweiliges Gemetzel zwischendurch perfekt geeignet. So, Nintendo, und wo bleibt nun das richtige Zelda? (Kevin Recher, 18.11.2020)